China hat in den letzten Jahrzehnten einige großflächige Aufforstungsprogramme gestartet. Nun zeigen Untersuchungen, dass diese auch großflächige Veränderungen in Sachen Wasserkreislauf mit sich bringen. Diese sind ähnlich massiv wie bei umfangreichen Rodungen.
Für den lokalen, regionalen und sogar kontinentalen Wasserhaushalt spielt die Vegetation eine tragende Rolle. Die negativen Auswirkungen der Abholzung der tropischen Regenwälder – zum Beispiel im Amazonasgebiet – sind ein weithin bekanntes Beispiel. Doch auch die Aufforstung von Gebieten, die zuvor nicht bewaldet waren, bringt umfangreiche Veränderungen mit sich.
Dies zeigt sich am Beispiel Chinas, wo die kommunistische Führung umfangreiche Aufforstungsprogramme gestartet hat. Nun erweisen sich diese quasi als hydrologischer Großversuch, mit weitreichenden Auswirkungen. Inzwischen wurden so große neue Waldflächen geschaffen, dass sie messbar in den Wasserkreislauf des ganzen Kontinents eingreifen. Wir sprechen hier von Millionen Hektar an neuen Wäldern, die im Laufe der Zeit gepflanzt wurden.
Diese sorgen nun dafür, dass sich auch die Wasserverteilung über die sogenannte Evapotranspiration ändert. Die Bäume saugen Wasser aus den Böden, Grundwasserleitern und Flüssen und pumpen dieses quasi über ihre Blätter in die Atmosphäre. Regenwasser, das früher in der Region blieb (versickerte, oder abfloss), wird nun über Verdunstung und Wolkenbildung teils hunderte Kilometer weiter transportiert und regnet dort ab. Eine bereits im Jahr 2023 im Journal of Hydrology veröffentlichte Studie mit dem Titel “Quantifying the impact of large-scale afforestation on the atmospheric water cycle during rainy season over the Chinese Loess Plateau” liefert ein umfangreiches Bild darüber. Auch die im Journal of Arid Environments veröffentlichte Studie mit dem Titel “Assessing the water footprint of afforestation in Inner Mongolia, China” liefert interessante Einblicke.
Hinzu kommt die physikalische Veränderung der Landoberfläche. Wälder sind dunkler, rauer und energetisch aktiver als Grasland oder Ackerflächen. Sie erwärmen die bodennahe Luft, verändern Windfelder und fördern vertikale Luftbewegungen, die Wolkenbildung begünstigen oder umlenken können. Das Ergebnis sind verschobene Regenzonen und neue saisonale Muster. Gerade in den nördlichen Breiten können mehr Wälder auch für wärmere Winter sorgen, da der Schnee auf Wiesen, Äckern und Feldern eher liegen bleibt als in Wäldern, mit den dunklen Baumstämmen und Nadeln.
Besonders aufschlussreich ist der Blick auf einzelne Regionen. In vielen Einzugsgebieten bremsen Wälder den Oberflächenabfluss, reduzieren Erosion und stabilisieren Böden, was Hochwasserspitzen abmildert und Grundwasserneubildung fördert. Gleichzeitig zeigen Studien, dass in trockenen und halbtrockenen Regionen eine Aufforstung die lokale Wasserverfügbarkeit senken kann, weil tiefwurzelnde Bäume dem Boden kontinuierlich Wasser entziehen. Wo man neue Wälder anlegt, spielt also auch eine wichtige Rolle.
Eine großflächige Aufforstung von Gebieten, die zuvor nicht bewaldet waren stellt schlussendlich ebenso einen massiven Eingriff in den Wasserhaushalt dar wie die Abholzung umfangreicher Waldflächen. Solche Maßnahmen beeinflussen den Grundwasserspiegel, den Wasserabfluss, sowie die Wasserverdunstung – und damit auch die Verteilung des kostbaren Nasses. Und wie immer, wenn man große Landflächen verändert, gibt es positive wie auch negative Auswirkungen – und das nicht nur lokal oder regional.
