Erinnern Sie sich noch an das angeblich kommende große Artensterben? Die ist schon wieder abgesagt. Die Panik war voreilig. Die Apokalypse vertagt. Und das angeblich “rasend beschleunigte” Massenaussterben? Laut einer neuen Studie vor allem ein Statistikmärchen mit politischer Zweckbestimmung.
Jahrelang wurde der Bevölkerung eingebläut, wir stünden unmittelbar vor einem sechsten globalen Massenaussterben, ausgelöst durch den Klimawandel und die angeblich beispiellose Zerstörung der Lebensgrundlagen. Politik, NGOs und Aktivisten überboten sich mit immer neuen Untergangsszenarien, jede neue Klimasteuer als Rettungsring für das Leben auf der Erde verkauft. Jetzt aber kommt eine nüchterne Analyse ausgerechnet aus der akademischen Öko-Zentrale selbst: von der University of Arizona. Und plötzlich sieht alles ganz anders aus. Nicht eskalierend, sondern rückläufig. Nicht klima-getrieben, sondern überwiegend menschengemacht – allerdings auf ganz anderem Weg als behauptet.
Die Forscher Kristen Saban und John Wiens nahmen sich in ihrer im Journal Proceedings der Royal Society Publishing veröffentlichten Studie mit dem Titel “Unpacking the extinction crisis: rates, patterns and causes of recent extinctions in plants and animals” die real dokumentierten Aussterbefälle der letzten 500 Jahre vor. Keine Modellphantasien, keine Zukunftsprojektionen, keine politischen Wunschkurven, sondern echte Daten. 912 nachweislich ausgestorbene Arten, eingebettet in Vergleichsdaten von fast zwei Millionen bekannten Spezies. Das Ergebnis wirkt wie eine kalte Dusche auf die Öko-Apokalyptik: Die Aussterberaten erreichten ihren Höhepunkt bereits vor rund 100 Jahren – und sind seither in vielen Gruppen sogar zurückgegangen. Von einem “rapide beschleunigten” Artensterben kann auf Basis realer Daten keine Rede sein.
Mehr noch: Das vielfach beschworene Klima spielt in den vergangenen 200 Jahren als direkter Auslöser für dokumentierte Aussterben faktisch keine erkennbare Rolle. Keine Beschleunigung, kein exponentieller Trend, kein klimatischer Killerimpuls. Stattdessen waren es vor allem invasive Arten auf isolierten Inseln, die zahlreiche Spezies in den Untergang trieben – Ratten, Schweine, Ziegen, eingeschleppt durch den Menschen. Das große Artensterben war in vielen Fällen kein CO2-Drama, sondern ein Kolonisationsproblem.
Noch unbequemer wird es bei der zentralen Behauptung der Alarmisten: dass sich vergangene Aussterbemuster einfach linear in die Zukunft fortschreiben ließen. Genau das entlarvt die Studie als wissenschaftlich fragwürdige Vereinfachung. Die Ursachen von damals und die Bedrohungen von heute unterscheiden sich grundlegend. Wer historische Muster blind in die Zukunft extrapoliert, produziert keine Wissenschaft, sondern Narrative. Oder, weniger höflich formuliert: politisch verwertbare Schreckbilder.
Besonders häufig betroffen waren in der Vergangenheit Weichtiere und Wirbeltiere auf Inseln, während Pflanzen und Gliederfüßer vergleichsweise selten ausstarben. Auf dem Festland wiederum konzentrierten sich Aussterbefälle vor allem auf Süßwasserlebensräume. Das Muster ist klar: Es handelt sich nicht um ein global gleichförmiges Sterben quer durch alle Lebensformen, sondern um hochspezifische ökologische Störfälle. Das passt so gar nicht zur überall kolportierten Idee eines universalen planetaren Niedergangs.
Auch bei den heutigen Bedrohungen zeigt sich ein völlig anderes Bild als bei den historischen Aussterben. Während früher invasive Arten dominierten, ist heute vor allem Lebensraumzerstörung das Hauptproblem. Das ist ernst, ohne Frage – aber eben kein apokalyptischer Klimablitz aus heiterem Himmel. Es ist klassisches Flächenmanagement, Bodenpolitik, Infrastruktur, Urbanisierung.
Besonders entlarvend ist die Aussage der Studienautoren selbst: Frühere Aussterbemuster seien “schwache und unzuverlässige Prädiktoren” für aktuelle Risiken. Übersetzt heißt das: Ein großer Teil der bisherigen Untergangsprognosen basiert auf methodisch fragwürdigen Annahmen. Genau diese Annahmen bildeten jedoch über Jahre die Grundlage für politische Kampagnen, Steuerlawinen, Verzichtsdekrete und moralische Dauerbelehrung.
Natürlich beeilen sich die Autoren, jede falsche Schlussfolgerung präventiv zu entschärfen. Man wolle ja bitte nicht den Eindruck erwecken, dass der menschliche Einfluss harmlos sei. Das ist verständlich, denn in der akademischen Klimahierarchie wird Abweichung schnell als Ketzerei gewertet. Doch selbst mit dieser Absicherung bleibt die Kernaussage bestehen: Die Erzählung vom beschleunigten globalen Massenaussterben hält einer nüchternen Datenprüfung so nicht stand.
Statt des großen finalen Arten-Showdowns zeigt sich ein viel differenzierteres Bild. In mehreren großen Gruppen – Pflanzen, Gliederfüßer, Landwirbeltiere – sind die Aussterberaten seit dem frühen 20. Jahrhundert rückläufig. Ausgerechnet in jener Epoche also, die politisch gern als Beginn der ökologischen Weltzerstörung dämonisiert wird. Ein bemerkenswerter Widerspruch zur Dauerpropaganda vom alles verwüstenden Industriezeitalter.
Die eigentliche Pointe der Studie ist damit auch eine politische. Wenn man permanent vom “Asteroideneinschlag” spricht, wie Saban selbst formuliert, macht man Probleme unlösbar. Wer hingegen mit realen Daten arbeitet, erkennt, dass Schutzmaßnahmen wirken, dass Investitionen in Artenerhalt Erfolge bringen – und dass nüchterne Umweltpolitik erfolgreicher ist als hysterische Klimapanik. Panik mobilisiert Schlagzeilen. Präzision schafft Lösungen.
