Der in Förderstedt entstehende Mega-Stromspeicher ist ein Paradebeispiel dafür, warum solche riesigen Batterien keine Lösung für die Energiewendeprobleme darstellen. Weder wird Strom dadurch billiger, noch können damit Dunkelflauten überbrückt werden.
In Förderstedt bei Staßfurt im Salzlandkreis entsteht ein neuer großer Stromspeicher. 700 Megawattstunden Kapazität, 250 Millionen Euro Investitionssumme (private Investitionen, keine Fördermittel, wie es heißt), 500.000 Haushalte, die damit in Dunkelflaute-Zeiten für ganze zwei Stunden versorgt werden könnten. Für zwei Stunden Stromstabilität zahlt man hier den Preis eines kleinen Kraftwerks – nur ohne die Fähigkeit, wirklich Energie zu liefern, wenn sie gebraucht wird.
In Gundremmingen, Bayern, baut RWE einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 700 MWh (0,7 GWh), dessen Kosten auf 230 Millionen Euro veranschlagt sind, was 328 Euro pro kWh entspricht.
— Staffan Reveman (@StaffanReveman) October 30, 2025
In Förderstedt, Sachsen-Anhalt, baut ECO STOR GmbH einen Batteriespeicher mit einer… pic.twitter.com/mJjwlEAury
Die politische Logik lautet: Wenn das Netz instabil wird, bauen wir einfach Speicher. Und wenn diese Speicher nicht reichen, bauen wir größere. Dass der Strom dann mehr als 20 Cent pro Kilowattstunde zusätzlich zu den Einkaufspreisen kostet, spielt keine Rolle. Der Speicher in Förderstedt erfüllt genau das, was man von einem solchen Projekt erwarten darf: Er speichert Strom – kurzzeitig, teuer und ineffizient. Er hilft dann, wenn der Wind zu stark bläst oder die Sonne zu grell scheint. Dann wird überschüssige Energie zwischengelagert, um sie wenig später wieder ins Netz zu entlassen. Ein temporäres Pflaster für ein System, das längst an strukturellem Organversagen leidet.
Man könnte meinen, Deutschland habe mittlerweile begriffen, dass ein Stromsystem ohne Grundlastfähigkeit auf Dauer nicht funktioniert. Doch stattdessen setzt man weiter auf Speicher, Windräder und Solarfelder – ein Trio der Illusion, das Stabilität durch Flickenteppiche ersetzen will. Wenn der Wind tagelang nicht weht, hilft auch der größte Speicher nichts. Zwei Stunden Überbrückung bei zwei Wochen Dunkelflaute – da müsste man schon extrem viele solcher Speicher bauen, um dies überbrücken zu können.
Ignorierte Fakten
Der Speicher kann zwar kurzfristig dazu beitragen, Netzschwankungen abzufedern und das Abschalten von Windkraftwerken oder Solarfarmen zu verhindern. Aber an der strukturellen Netzinstabilität durch den nicht grundlastfähigen Flatterstrom ändert dies kaum etwas. Günstiger wird der Strom dadurch auch nicht, zumal selbst dann, wenn bei temporärer Überschussproduktion der Marktpreis in den Keller geht, die Bürger und die Unternehmen über die Mindestvergütungen und die Abnahmegarantien die Differenz mitzahlen. Das bedeutet: Egal, ob der Strom gebraucht wird oder nicht, egal, ob der Marktpreis bei null oder sogar im negativen Bereich liegt – die Betreiber bekommen ihren garantierten Preis. Und diese garantierte Vergütung wird letztlich nicht durch den Markt getragen, sondern über Netzentgelte, Umlagen und letztlich Steuern von den Verbrauchern bezahlt.
Wenn also ein Batteriespeicher – wie in Förderstedt – Strom zu Zeiten hoher Einspeisung “kauft”, ist das kein Kauf im klassischen marktwirtschaftlichen Sinn. Er kauft nicht zum “Nulltarif”, sondern der eingespeiste Strom wurde bereits teuer vergütet. Die Speicherbetreiber verdienen also potenziell an Strom, dessen Erzeugung die Verbraucher schon bezahlt haben. Und wenn sie ihn später wieder einspeisen, geschieht das zu einem Preis, der die Verluste und Investitionskosten decken muss – also noch teurer.
Die Folge: Auch wenn der Marktpreis zeitweise ins Negative fällt, sinken die realen Kosten für Verbraucher nicht, weil der “überschüssige” Strom in Wahrheit schon teuer bezahlt wurde. Der Speicherbetrieb führt also nicht zu einer volkswirtschaftlichen Entlastung, sondern zu einer weiteren Verteuerung des Systems. Ökonomisch betrachtet entsteht dadurch ein Zirkelschluss: Das System zwingt zur Abnahme ineffizient erzeugter Energie, subventioniert deren Speicherung und verteilt die Mehrkosten auf die Verbraucher. Das ist kein Energiemarkt mehr, sondern eine Umverteilungsmaschine im grünen Mäntelchen.
