In der derzeitigen Debatte um Europas Sicherheit wird Russland stets als die große Bedrohung dargestellt, die den ganzen Kontinent unterwerfen wolle. Doch Moskaus einziges Verbrechen uns gegenüber war es, über Jahrzehnte hinweg zuverlässig und günstig Gas und Öl zu liefern. Stattdessen greifen „Verbündete“ wie die USA, die Ukraine und Polen unsere Energieversorgung an. Joe Biden drohte 2022 offen, Nord Stream zu stoppen – und wundersamerweise explodierte die Pipeline. Wolodymyr Selenskyj ließ mehrmals die Druzhba-Ölleitung angreifen. Polens Premierminister Donald Tusk lobt die Verweigerung der Auslieferung eines ukrainischen Verdächtigen im Falle Nord Stream. Dazu hetzt der polnische Abgeordnete Dariusz Matecki gegen Deutsche als ewige Feinde. Eine verkehrte Welt.
Ein Kommentar von Chris Veber
Das Nord-Stream-Drama nahm seinen Anfang mit einer klaren Drohung aus Washington. Am 7. Februar 2022 erklärte der damalige US-Präsident Joe Biden an der Seite von Olaf Scholz: „Wenn Russland einmarschiert, gibt es kein Nord Stream 2 mehr. Wir werden dem ein Ende setzen.“
Nur Monate später, im September 2022, wurden die Pipelines in der Ostsee gesprengt. Plötzlich war Deutschland von billigem russischem Gas abgeschnitten, die Energiepreise schossen in die Höhe und US-amerikanisches Flüssiggas fand stattdessen den Weg in unsere Märkte. Ein Zyniker würde sagen, die US-Regierung opferte Europas Wirtschaft, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Energieexporte zu pushen.
Aber auch die Ukraine ist nicht untätig, Präsident Selenskyj ließ mehrmals gezielt die russische Energieinfrastruktur in Richtung Westeuropa angreifen. Im August 2025 trafen ukrainische Drohnen die Unecha-Pumpstation der Druzhba-Pipeline in Russlands Brjansk-Region, was Öl-Lieferungen nach Ungarn und Slowakei für Tage lahmlegte. Nur Wochen später, im September, folgte ein weiterer Schlag mit „umfassendem Feuerschaden“ in derselben Anlage.
Österreich, das ebenfalls von Russland mit Energie versorgt wurde, leidet unter den steigenden Preisen und Versorgungsunsicherheiten. Der Widerspruch könnte kaum größer sein – Kiew sabotiert Pipelines, die Europa günstig mit Energie versorgen, und bettelt gleichzeitig um immer neue Milliardenhilfen aus Brüssel.
Polen treibt die Feindseligkeiten auf die Spitze und unterstreicht, wie brüchig unsere „Allianzen“ offensichtlich sind. Ein Warschauer Gericht lehnte am 17. Oktober 2025 die Auslieferung des ukrainischen Verdächtigen Volodymyr Z. ab, der von Deutschland für die Nord-Stream-Sabotage gesucht wird. Premierminister Donald Tusk kommentierte prompt: „Das polnische Gericht hat die Auslieferung abgelehnt… Und das zu Recht. Der Fall ist abgeschlossen.“ Er ging sogar noch weiter und betonte, dass der Bau von Nord Stream das eigentliche Verbrechen gewesen sei – nicht dessen Zerstörung. Polen hatte die Nord Stream wegen der Umgehung ihres Territoriums immer abgelehnt.
Garniert wird diese Frechheit durch den offenen Hass auf Deutschland, wie ihn Abgeordneter Dariusz Matecki äußerte: „Der Deutsche wird immer der Feind sein. Es wird nie anders sein. Wer die Freundschaft eines Deutschen sucht, muss entweder ein Agent oder Idiot sein.“
Niemiec zawsze będzie wrogiem.
— Dariusz Matecki (@DariuszMatecki) October 19, 2025
Dlatego czy to Afd, czy CDU/SPD – jeden wróg. Nigdy nie będzie inaczej. Kto szuka przyjaźni u Niemca musi być albo agentem albo idiotą. https://t.co/C7DIenIHbb
Da scheint einiges an Ressentiments unter der Oberfläche zu brodeln. Ich wette übrigens darauf, dass Polen am Attentat auf die Nord Stream beteiligt war. Fassen wir also zusammen: Russland ist unser Feind, sagt unsere Regierung. Sein Verbrechen uns gegenüber war es, uns und unsere Industrie günstig mit Öl und Gas zu versorgen und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Aber es hat geplant, uns alle zu erobern. Sagt unsere Regierung. Die USA, Polen und die Ukraine sind hingegen unsere Freunde. Sagt unsere Regierung. Die unsere Energieversorgung sabotieren und jeweils davon profitieren. Die USA stärken ihre Wirtschaft und ihren Export, die Ukraine erpresst die EU und Polen kann seinen Revanchismus und Russenhass ausleben.
Deshalb müssen wir in die USA hunderte Milliarden an „Investments“ und nochmals hunderte Milliarden für überteuertes Flüssiggas senden. Deshalb müssen wir die Regierung Selenskyj, das ukrainische Militär und den gesamten ukrainischen Staat mit unseren Steuern finanzieren. Darum dürfen wir auf Polen nicht böse sein und müssen weiter EU-Förderungen an dessen boomende Wirtschaft überweisen.
Für mich sieht das danach aus, dass jede Regierung zuallererst ihre nationalen Interessen bedient. Bis auf die Regierung Selenskyj, die einen bezahlten Proxywar führt, und die Regierungen Österreichs und Deutschlands, die alle Interessen bedienen, nur nicht die ihrer Bevölkerung. Vor allem die österreichische Regierung als Regierung eines offiziell (noch) neutralen Staates sollte sich zuallererst um die Interessen Österreichs kümmern. Nicht der EU. Nicht der NATO. Nicht der Ukraine. Und wir sollten unsere Freunde und Feinde an ihren Taten messen. Nicht an dem, was unsere Regierung über deren angebliche Pläne sagt.
