Der Münchner Merkur, Teil der deutschen “Wahrheitspresse”, übt sich gerne in Klima-Alarmismus. So auch in Bezug auf partielle Umsiedlungen in Fidschi. Komplexe Zusammenhänge werden so simplifiziert, dass sie den gewünschten Narrativen entsprechen. Mit der Realität hat dies jedoch wenig zu tun.
Seit jeher unterliegen Küstenregionen umweltbedingten Veränderungen. Erosion, Sturmschäden, das Wachstum von Korallenriffen, menschliche Eingriffe und Sedimentablagerungen verändern die Landschaften über die Zeit. Auch das Eindringen von Salzwasser in zuvor davor geschützte Gebiete kann diese (landwirtschaftlich) unbrauchbar machen. Viele Faktoren spielen also eine Rolle, wie sich an den Küsten lebende Gemeinschaften entwickeln.
Doch der Münchner Merkur übt sich lieber im allgemeinen Klimawahn und setzt auf Simplifizierung, Selektivismus und Auslassung von wichtigen Fakten. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel mit dem alarmistischen Titel “Erste Regionen unbewohnbar: Halber Inselstaat muss umgesiedelt werden – deutsche Studie offenbart Folgen“, wird auf die bei Nature Earth & Environment publizierte Studie mit dem Titel “Climate-related partial relocation in Fiji impacts the wellbeing of those who relocated and those who stayed differently” verwiesen. Doch auch wenn man dort zumindest im Titel den Begriff “klimabezogen” verwendet, zeigt auch hier eine tiefere Analyse ein komplexeres Bild.
Auslassung wichtiger Fakten
Denn einerseits muss nicht “der halbe Inselstaat” umgesiedelt werden – es sind ein paar Bewohner von Küstendörfern – und andererseits liegt dies weniger am ominösen Meeresspiegelanstieg als an lokalen Küstenveränderungen. Das heißt nicht, dass es keine Probleme gibt. Einzelne Küstendörfer erleben dramatische Erosion, Versalzung von Süßwasservorkommen und wiederkehrende Überflutungen, die das Überleben vor Ort erschweren. Aber diese lokalen Krisen sind durch ein Geflecht aus Ursachen bedingt – und oft verstärkt durch schlechte Planung, Landnutzungsfehler, Rohstoffgewinnung am Strand oder infrastrukturelle Fehlentscheidungen.
Doch es ist viel einfacher, das alles unter dem Deckmantel “Klimawandel” zu verkaufen. Warum ist das wichtig? Weil politische und finanzielle Maßnahmen davon abhängen, welche Ursache man anerkennt. Wenn das Narrativ lautet “Die Inseln versinken wegen dem CO2”, fließen die Mittel in große Klimaprojekte, Medienkampagnen und Umsiedlungshilfen. Wenn die Realität aber heißt: “lokale Erosion durch Sandabbau; Versalzung wegen schlecht geplanter Brunnen; tektonische Senkungen an einigen Stellen”, dann bräuchte es ganz andere, praktischere Investitionen: Küstenschutzmaßnahmen, Wasserinfrastruktur, Landreform, kontrollierte Sandgewinnung und vor allem Einbindung der Gemeinden in technisch sinnvolle Lösungen.
Mehr noch zeigen viele andere Studien, dass die tropischen Inselparadiese im Pazifik größtenteils gar nicht schrumpfen, sondern sogar an Landfläche zulegen. Das ist kein Gefasel von Skeptikern, sondern die reale Geomorphologie: Korallenriffe liefern neues Sediment, Wellen formen Strände um, Stürme können zerstören und zugleich neues Land formen. Viele Atolle und Inseln reagieren sehr dynamisch auf Umweltveränderungen – und nicht selten mit Flächengewinnen.
Ein Betrug an der Leserschaft
Der Merkur‑Artikel macht aus lokaler Betroffenheit ein geopolitisches Drama – und ignoriert dabei, dass die wissenschaftliche Diskussion differenziert bleibt. Die genannten Arbeiten in Nature oder vergleichbaren Fachzeitschriften sind evidenzbasiert und nuanciert: Sie dokumentieren Teilumsiedlungen, beschreiben deren soziale Folgen und nennen explizit Limitationen der Generalisierbarkeit. Sie sind kein Freibrief für die Schlagzeile “Halber Inselstaat muss umgesiedelt werden”. Wer so titelt, betrügt die Leserschaft um das Verständnis dafür, wie Wissenschaft tatsächlich funktioniert.
Journalismus hat die Aufgabe, komplexe Sachverhalte für den Laien aufbereitet zu vermitteln, nicht sie zu verbrennen und als moralische Flammen weiterzureichen. Ein verantwortungsvoller Artikel hätte die Multiperspektivität deutlich gemacht: die geomorphologischen Gegenbefunde, die Rolle menschlicher Eingriffe, die lokale Tektonik und die Alltagsstrategien der Bevölkerung. Vor allem aber hätte er die rhetorische Gewalt der Begriffe wie “unbewohnbar” oder “muss umgesiedelt werden” vermeiden sollen, weil sie Schlussfolgerungen suggerieren, die nicht aus den Daten folgen.
Manchmal hat man den Eindruck, der mediale Mainstream ist das Klimareligion-Gegenstück zum “Wachturm” bzw. dem “Erwachet” der Zeugen Jehovas. Es geht hierbei nicht um Fakten und Daten, sondern um Narrative und Dogmen, die mittels alarmistischer Headlines, der Auslassung von wichtigen Fakten und der Trimmung auf den Klimawandel als Alleinschuldigen verbreitet werden. Der Merkur-Artikel hat den Faktencheck jedenfalls nicht bestanden. Ein weiteres Beispiel dafür, dass die selbsternannte Wahrheitspresse in Wirklichkeit immer wieder selbst Fake News (also “Lügenpresse”) oder einfach Desinformation (im Sinne einer “Lückenpresse”) verbreitet.
