Erinnern Sie sich noch an die Luxus-Kaffeemaschine für 14.600 Euro, die sich “Staatsdiener” in Nordrhein-Westfalen gegönnt hatten? Der Landesrechnungshof gab sich wenig amüsiert. Nun kommt allerdings heraus, dass der Kassenwart offenkundig selbst die Kassen plündert: Der Rechnungshof hat sich mal eben einen 135.000 Euro teuren Wandteppich in seinen Düsseldorfer Sitz gehängt.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Manchmal schreibt die Politik ihre Satire selbst. Da wettert der Landesrechnungshof NRW noch großspurig gegen eine 14.600-Euro-Kaffeemaschine beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste – und hängt sich im eigenen Haus einen 135.000 Euro teuren Wandteppich mit LED-Lichtern ins Atrium.
Ein „echter Blickfang“ sei das Kunstwerk, schwärmt Präsidentin Brigitte Mandt. Stimmt, vor allem für Steuerzahler, denen angesichts solcher Summen die Augen tränen. „Zum Verweilen lädt es ein“, heißt es weiter. Fragt sich nur: Wer soll da verweilen? Der Bürger mit Mindestlohn, der sich solche Geldmengen gar nicht vorstellen kann? Oder die Mandatsträger, die sich in Düsseldorf gern im Glanz ihres Beamtentums sonnen? Ach ja, “zum Diskutieren” soll es auch anregen. Über arabische Nächte oder darüber, wie man die Bevölkerung bestmöglich verhöhnt?
Das Signal ist jedenfalls verheerend: Ausgerechnet die Behörde, die andere für Geldverschwendung rügt (und rügen soll, versteht sich), gönnt sich selbst ein “Kunstwerk”, das teurer ist als manches Wohnobjekt. Das ist ungefähr so glaubwürdig, wie wenn ein Ernährungsberater beim Vortrag über gesunde Kost genüsslich ein Kilo Schokolade in sich hineinstopft. Fast fragt man sich, welche Posten im letzten Rechnungshofbericht unter den Tisch fielen, weil Verantwortliche die Ausgabe als ebenso notwendig betrachteten wie die Anschaffung des grottenhässlichen Riesenteppichs. Für den Preis sollte das Ding mindestens fliegen können.
Beinahe niedlich: Selbst die Grünen heben schon mahnend den Finger. “Dass Frau Mandt von allen Ressorts zu Recht Sparsamkeit einfordert, gleichzeitig aber ein Kunstwerk von mehr als 135.000 Euro für den eigenen Landesrechnungshof mit ausgesucht hat, wirft angesichts der angespannten Haushaltslage Fragen auf”, beklagt der haushaltspolitische Sprecher der Grünen im Landtag. Man möchte fast wetten, dass linke Kulturpolitiker beim Anblick dieses Preiszettels neidisch werden. Schließlich sitzt fremdes Geld vor allem in diesem Lager sehr locker – da könnte der teure Wandteppich glatt als neues Vorbild dienen. “Claudia! Wollen wir so ein Ding nicht gleich in jedes Flüchtlingsheim hängen?!” “Eine famose Idee, Dörte! Gib doch gleich die Bestellung auf!” …
Der Steuerzahler derweil soll sparen, verzichten, sich noch mehr Geld abpressen lassen. Das ist diese soziale Gerechtigkeit, von der im besten Deutschland so gern fabuliert wird.
