Tödlicher Verrat: Wie Asbest britische Soldaten tötet – und Regierung und Militär wegsehen

Symbolbild: KI / R24

Es sind Geschichten, die erschüttern und wütend machen: Britische Veteranen und ihre Familien werden von einem unsichtbaren Feind dahingerafft – nicht durch Kugeln oder Bomben, sondern durch Asbest. Jahrzehntelang atmeten sie die toxischen, faserförmigen Silikatmineralien in Kasernen, auf Schiffen und in Panzern ein. Die Folge: eine Lawine an Krebstoten. Währenddessen lässt die britische Regierung ihre eigenen Leute im Stich – mit lächerlich niedrigen Entschädigungen, verzögerter Hilfe und einem Schweigen, das an Zynismus grenzt.

Von Guido Grandt

Oberstleutnant Crawford Harvey verlor 2022 seine Frau Jacqueline nach 50 Ehejahren an Mesotheliom – einer unheilbaren Krebsform, die durch Asbest verursacht wird. Anderthalb Jahre kämpfte sie, bevor sie starb. Kurz darauf erhielt auch er selbst dieselbe Diagnose.

„Vor Jahren war Asbest überall“, erinnert sich Harvey. „Viele alte Soldaten halten einfach die Klappe, machen weiter und verschwinden still und leise.“

Das ist wahrlich keine Übertreibung: Denn zwischen 2016 und 2025 zahlte das britische Verteidigungsministerium 112,5 Millionen Pfund an 803 Mesotheliom-Opfer. 

Zum Vergleich: Im gesamten zwanzigjährigen Afghanistan-Einsatz (2001–2021) starben 405 britische Soldaten durch Feindeinwirkung. An Asbest jedoch sterben durchschnittlich 89 Veteranen pro Jahr – und das seit Jahrzehnten!

Unsichtbare Front – Überall Asbest

Asbest war nicht nur in alten Kasernen und Offizierswohnungen, sondern tief in der militärischen Infrastruktur verankert. Beispielsweise in:

  • Atom-U-Booten der Vanguard– und Astute-Klasse.
  • Hunderten Challenger-Panzern.
  • Mehr als tausend gepanzerten Fahrzeugen vom Typ Warrior und Bulldog.
  • Hubschraubern wie Chinook, Gazelle und Puma.
  • Fregatten, Zerstörer, Raketen – die Liste ist endlos.

Im Jahr 2023 musste das Verteidigungsministerium zugeben, dass 72 % aller Dienstunterkünfte Asbest enthalten. Oft wurde dies jedoch als „geringes Risiko“ verharmlost. 

Doch Experten sind sich einig: Eine sichere Belastung mit Asbest gibt es nicht.

Das kalte Herz der Bürokratie

Die Ungerechtigkeit ist skandalös:

  • Bis 2016 durften Veteranen, die vor 1987 Asbest ausgesetzt waren, gar keine Entschädigung oder Wiedergutmachung fordern – geschützt durch die „Crown Immunity“.
  • Heute liegt die Maximalentschädigung für Militärangehörige bei 140.000 Pfund, während Zivilisten durchschnittlich 250.000 Pfund erhalten.
  • Familien von verstorbenen Soldaten gehen leer aus, wenn der Anspruch zu Lebzeiten nicht geltend gemacht wurde. Zivilisten können dagegen weiterhin klagen.

Die Wohltätigkeitsorganisation Mesothelioma UK nennt diese Unterschiede „schändlich“. 

Übrigens: Die Kampagne „Asbestos: Britain’s Hidden Killer“ der Daily Mail hat hervorgehoben, dass in Großbritannien jährlich über 5.000 Menschen an Krankheiten sterben, die mit diesen giftigen Fasern in Zusammenhang stehen. Damit sind diese die häufigste Todesursache am Arbeitsplatz!

Verfallene Unterkünfte – tödliche Gefahr

Der schlechte Zustand militärischer Unterkünfte wird häufig als Faktor für die Asbestbelastung genannt. Im März 2023 waren 47.800 Gebäude für die Nutzung durch Militärangehörige vorgesehen. 

Ein Bericht des britischen Verteidigungsausschusses stellte 2023 fest:

  • Ein Drittel der Unterkünfte für Einzelpersonen,
  • Zwei Drittel der Unterkünfte für Militärfamilien
    … sind in einem Zustand, der sie „praktisch unbewohnbar“ macht.

In solchen Gebäuden lebten und arbeiteten tausende Soldaten – oft gemeinsam mit ihren Familien, darunter Kinder.

Die Asbest-Toten haben Namen

Beispielsweise:

  • Bernice Scullion, RAF-Flugsicherungsassistentin, starb 2020 mit nur 48 Jahren. Sie berichtete von „schmutzigen Kellern voller Asbeststaub“ und Renovierungen ohne Schutzmaßnahmen.
  • Lt. Commander Jeffrey Picken diente 37 Jahre als Schiffsingenieur – auf Schiffen und U-Booten voller Asbest. Er starb 2018 unter großen Schmerzen. Seine Witwe Veronica bekam nicht einmal einen Beileidsbrief der Marine.

„Vielleicht zeigt das vor allem, wie sehr sich die Streitkräfte um die Menschen kümmern, deren Leben sie gefährden“, stellt sie bitter fest.

Ein Skandal ohne Ende

Der Asbestskandal ist kein Relikt der Vergangenheit – er passiert weiterhin. 

Noch 2018/2019 wurden britische Marines bei einer Übung in Lettland wissentlich in einem verfallenden Kontrollzentrum aus der Sowjetzeit Asbest ausgesetzt. Beschwerden wurden ignoriert.

Edward Hill, der Anführer der betroffenen Gruppe, entnahm Bodenproben, die hohe Konzentrationen von Chrysotil (weißem Asbest) enthielten. Die Gruppe forderte Schadensersatz. Das Verteidigungsministerium erklärte auf mediale Nachfrage, es könne keine aktuellen Fälle kommentieren.

„Die Gesundheits- und Sicherheitsgesetze gelten nur in Großbritannien, wenn Streitkräfte im Ausland trainieren“, sagt Hill. „Aber das Gesetz muss sich ändern. Die Verantwortlichen müssen strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie Soldaten und Soldatinnen rücksichtslos gefährlichen Substanzen aussetzen.“

Die britische Regierung hat Blut an den Händen

Die Fakten sind eindeutig: Asbest tötet jedes Jahr mehr britische Soldaten als Kriegseinsätze. Die Regierung weiß das – und reagiert mit Wegsehen, Verschleppen und billigen Abfindungen.

Es ist ein Verrat an denen, die für ihr Land ihr Leben riskieren. Sie werden im Dienst vergiftet und nach dem Dienst vergessen.

Die Forderung ist klar:

  • Sofortige, vollständige Asbestsanierung aller militärischen Gebäude und Geräte.
  • Gleichstellung von Veteranen mit Zivilisten bei Entschädigung und Rechtsanspruch.
  • Verbindliche Asbest-Datenbank für alle öffentlichen und militärischen Einrichtungen.

Alles andere bedeutet: Die britische Regierung lässt ihre eigenen Soldaten weiterhin sterben – und zwar im Frieden!

Guido Grandt (geb. 1963) ist investigativer Journalist, Publizist, TV-Redakteur und freier Produzent. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf Recherchen zu organisierter Kriminalität, Geheimgesellschaften sowie auf brisanten Themen aus Politik, Wirtschaft, Finanzen, Militär und Sicherheit. Darüber hinaus widmet er sich der Aufdeckung verborgener oder tabuisierter Hintergründe zeitgeschichtlicher Ereignisse. Guido Grandt veröffentlichte bisher über 40 Sachbücher und verfasste rund 6.000 Artikel. 

Sein kostenloser Blog: https://www.guidograndt.de/
Seine Bücher: Guido Grandt bei Amazon

Quellen:

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