Christian Pilnacek wollte eine Villa in Rossatzbach kaufen und mit Karin W. ein neues Leben beginnen. Das klingt so gar nicht nach Todessehnsucht. Er wollte bei Herbert Kickl „auspacken“. Der USB-Stick, den er in der Todesnacht bei sich trug, und „ein Packl Geld“ in seiner Hosentasche, sind in der Nacht seines Ablebens spurlos verschwunden. Sein Handy wurde später mit einem Bunsenbrenner vernichtet. Warum? Ein mysteriöser Krimi entspinnt sich vor unser aller Augen. Soll etwas nicht ans Licht kommen? Wird die Wahrheit verdreht?
von Franziska Gabriel
Die fesche Karin W., alleinstehend, in einem schönen Haus wohnend, gefällt Christian Pilnacek. Er verliebt sich in sie. Er fährt mehrmals die Woche nach Rossatz und kennt die Strecke gut. Rossatz, dort wo sie gerne mit dem Hund spazieren gehen, Heurigen besuchen und die neu entbrannte Liebe genießen. Seit einem halben Jahr schon kennt er Karin aus dem Wiener Innenstadtlokal Cavallucio.
Er nennt sie „meine Gräfin“ und sie hat Anteil an seinen Plänen. Und die sind gar nicht ohne: Er möchte Karin ein Darlehen von 100.000 Euro zukommen lassen für ihre Boutique in Krems. Dieses Geld schuldet ihm der Industrielle Wolfgang Rauball für Beraterdienste. Pilnacek hat auch vor, zukünftig für Rauball zu arbeiten. Und: Er will ein Haus in Rossatzbach für sich und seine Karin kaufen. Die so genannte Stadlhubervilla um satte 1,3 Millionen Euro. Er bezeichnet sich schon bald im Gespräch mit der Landeshauptfrau Mikl-Leitner als Rossatzer. Was ihm auch nicht zu verdenken ist. Dort ist es wunderschön. Er will ein neues Leben mit Karin W. beginnen. Warum sollte er da auch nur ansatzweise einen Selbstmord erwägen?
Rossatz – die Promi-Gemeinde in der Wachau
Der putzige Ort liegt nicht direkt an der Donau, sondern ist von ihr durch einen Seitenarm, den „Neuer Schopperstatt-Nebenarm“, getrennt. Ganz Rossatz kann man in wenigen Minuten zu Fuß durchwandern. Es ist kleinräumig, dicht sind die alten, schönen Winzerhäuser rund um die Pfarrkirche aneinandergereiht. Rossatz wirkt wie ein idyllisches Dorf im Weltkulturerbe Wachau, liegt aber durch die dichte Au etwas abseits, umgeben von Weinrieden und Obstbäumen mit vielen Marillen. Ein schnuckeliges Winzerdorf, wo jeder jeden kennt. Aber niemand sich getraut, etwas zu sagen.
Dennoch erfahren wir in Gesprächen mit Einheimischen, dass sich bei den Rossatzer Heurigen auch Alfred Gusenbauer und Rene Benko öfter amüsiert haben. Vor allem die Gemeinde Rührsdorf mit den Top-Gastronomen Essl und Polz, direkt an der Donau am oberen Beginn des Nebenarmes, ist ein Hotspot für Prominenten-Treffen. In der Flößerei Brandner wurden sogar die Sommergespräche des ORF abgehalten.
“Starnacht” in der Wachau
Der kleine Ort Rossatzbach, wenige Gehminuten von Rossatz entfernt, mit seinem Strandbad und der Marillenmeile ist nicht nur ein touristischer Angelpunkt für Radfahrer und Naturliebhaber. Er wird heuer am 19. und 20. September 2025 wieder ein Musikhighlight in Österreich sein. Mit der „Starnacht in der Wachau“. Künstler wie Söhne Mannheims, Johnny Logan, Josh., Pietro Lombardi, Alexander Eder treten dort auf, Barbara Schöneberger und Schauspieler Hans Sigl moderieren in Rossatzbach gegenüber der Burgruine Dürnstein.
Rossatzbach, Rossatz, Arnsorf und Rührsdorf
Das sind also Orte der Wachau, wo sich die Prominenz gerne die Hände schüttelt, den ausgezeichneten Wein und das gute Essen genießt. Dass unweit des Events ein hoher Beamter der Justiz 2023 brutal zu Tode gekommen ist, daran wird wohl heuer im September 25 kaum jemand mehr denken. Oder doch? Es wird eben wieder gefeiert, auf Geld und Teufel komm raus!
Apropos „Koste es, was es wolle“: Die Villa, die Christian Pilnacek kaufen wollte, gehört Christoph Stadlhuber, der in erster Ehe mit einer Tochter des mächtigen Raiffeisengenerals Christian Konrad verheiratet war. Er war über ein Jahrzehnt der CEO von Rene Benko und das Gesicht der Signa in Österreich. Klanglos, zwanglos ging er von der Signa weg zu Alfred Riedls „Klein Dubei“ in Grafenwörth zum Projekt Sonnenweiler. Aber davon später.
Woher hatte Pilnacek so viel Geld?
1,3 Millionen Euro sind ja keine Kleinigkeit. Wolfgang Rauball sollte den Geldtransfer einfädeln und über eine Bank in der Schweiz vorfinanzieren. Und Pilnacek erwartete laut Aussage des Lobbyisten Peter Hochegger, der dem Journalisten Michael Nikbakhsh in seinem Podcast „Die Dunkelkammer“ ein Interview gab, einen größeren Geldbetrag aus Dubai. Ja, von wem denn und für welche Leistung, fragt man sich? Wie sagt doch der Teufel im Jedermann: „Ein schöner Fall, ganz sonnenklar. Und in der Suppe doch ein Haar!“
