Die Polizei Steinburg und Dithmarschen wollte sich zum Wacken Open Air wohl bürgernah präsentieren, doch die Bewerbung dieser Aktion in den sozialen Netzen ging gehörig schief. “Im Einsatz für Vielfalt” habe sich die “Zentrale Ansprechstelle LSBTIQ*” beim Festival befunden. Man wollte sichtbar sein und zuhören. Auf Facebook hatte es sich mit Zuhören aber bald erledigt: Der Shitstorm dort war so heftig, dass die Kommentarfunktion deaktiviert wurde.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
“Heute war unsere Zentrale Ansprechstelle LSBTIQ* auf dem Wacken Open Air vertreten.
Zwischen Matsch, Metal und guter Laune standen unsere Kolleginnen und Kollegen der Regenbogenstreife für Gespräche, Fragen oder einfach ein nettes Moin bereit. Dabei ging es vor allem darum, sichtbar zu sein und zuzuhören.
Viele Festivalgäste nutzten die Gelegenheit zum Austausch – wir freuen uns auf ein Wiedersehen.”
Das schrieb die Polizei auf Facebook, garniert mit einem Foto des Teams und einem Polizeiauto mit Regenbogenfahne auf der Haube. Eine LGBTQ-Polizei hatten die Facebook-User anscheinend nicht auf dem Wunschzettel: Der Shitstorm folgte prompt.
Der Tenor: Die Polizei habe neutral zu sein. Die Regenbogenflagge ist es nicht. Ein User kommentierte: “Massiv uncool. Ihr mit Eurem Toleranzgehabe, das hat an Dienstfahrzeugen nichts zu suchen und Ihr habt dienstlich neutral zu sein. Ihr werdet durch solche Aktionen eh die Intoleranten nicht erreichen, bietet aber einer hysterischen und schreienden Minderheit eine Bühne.” Der Nutzer führte weiter aus, dass es ihm herzlich egal sei, wenn sich jemand als Toaster oder Fuchs fühle, er lasse sich aber (“jetzt sogar mit polizeiliche[r] Hilfe”) nicht aufdrücken, das als normal zu erachten. Er erntete dafür mehr als 4.500 Likes.
Die Polizei befand in einem Kommentar, die Flagge würde weltweit “von Institutionen, Unternehmen und Organisationen genutzt, um für Grundwerte wie Menschenwürde und Gleichberechtigung der LSBTIQ* Community einzutreten. Sich für diese Werte einzusetzen, verstößt nicht gegen das Neutralitätsgebot. Die Regenbogenflagge ist ein Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz”.
Das Problem: Das ist die staatliche Deutung, nicht die der Bevölkerung. Und wer ist noch gleich der Souverän?
Die allgemeine Ablehnung richtet sich nicht gegen verschiedene sexuelle Orientierungen. Die interessieren den Normalbürger nicht. Der gemeine Deutsche hat (im Gegensatz zu einer ganz gewissen Kultur- und Glaubensgemeinschaft, die im Zuge der Zuwanderung verstärkt ins Land strömt) kein gesteigertes Interesse daran, was andere in ihrem Schlafzimmer treiben. Er will damit lediglich nicht behelligt werden.
Die Regenbogenflagge steht heutzutage nicht für Toleranz und Gleichberechtigung, sondern für eine woke Agenda, die zunehmend auf Umerziehung hinausläuft. Die Botschaft ist eben nicht “du darfst anders sein”, sondern “du musst dein Denken, deine Sprache und dein Verständnis biologischer Fakten unserer Weltsicht anpassen – und wehe, du tust es nicht!”. Jedes Verfahren von “Transpersonen”, die sich Zugang zu Frauenräumen verschaffen oder Kasse aus vermeintlichen Diskriminierungen schlagen wollen, ist Beweis dafür.
Sich als Polizei zur Speerspitze einer aufgezwungenen Identitätspolitik und eines absurden Kulturkampfes zu machen, wird von der Bevölkerung nicht als Zeichen von Neutralität gewertet. Die Polizei ist für jeden Bürger da. Die Regenbogenpolizei nur für eine bestimmte Klientel. Diese Wahrnehmung wird man nicht ändern und man kann sie den Menschen genauso wenig absprechen wie das Wissen, dass die Biologie keine jährlichen Geschlechtswechsel kennt.
Nach 973 Kommentaren hat die Polizei übrigens aufgegeben und die Kommentarspalte geschlossen. Gelungenes Marketing sieht wohl anders aus…
