Im April überschlug sich der Mainstream: Der Bodensee sei “ausgetrocknet” – quasi ein Beweis dafür, dass er in Zukunft gleich ganz verschwinden könnte. Einige Regenfälle später sieht die Lage schon wieder ganz anders aus. Allein in den letzten zwei Wochen ist der Wasserstand um 60 Zentimeter gestiegen: 410 Zentimeter Wasserstand weisen die Daten der Vorarlberger Wasserwirtschaft aktuell aus. Die Dürre-Katastrophe wurde also verschoben. Schon wieder.
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Bilder von freiliegenden Ufersteinen und niedrigen Wasserständen gingen viral. Doch die Natur hat den Panikmeldungen einmal mehr nicht entsprochen – ähnlich wie zuvor bei den Prophezeiungen für den Gardasee und Neusiedlersee.
Aktuelle Messdaten der Vorarlberger Wasserwirtschaft zeigen: Der Bodensee hat in Bregenz heute erstmals seit März wieder seinen durchschnittlichen Wasserstand erreicht. 410 Zentimeter stehen derzeit zu Buche, das ist ein Plus von 60 Zentimetern allein in den jüngsten zwei Wochen. Verantwortlich dafür ist der extrem regenreiche Juli, der in Bregenz sogar als der niederschlagsreichste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1936 in die Statistik eingeht.
Noch im Frühjahr sah das Bild anders aus: Ausbleibende Niederschläge und eine schwache Schneeschmelze in den Alpen hatten den Pegel des Bodensees zwischenzeitlich um mehr als 80 Zentimeter unter das langjährige Mittel gedrückt. Die Folge: Einschränkungen für die Schifffahrt auf dem Rhein, weniger Ladung für Frachtschiffe und punktuelle Sperrungen im Flusslauf.
Doch die jüngsten Regenmengen zeigen: Extreme Wasserstände – sowohl nach unten als auch nach oben – gehören bei Europas großen Seen zur Normalität. Der Wasserhaushalt reagiert dynamisch auf saisonale Schwankungen und Wetterkapriolen. „Weder Gardasee, Neusiedlersee noch Bodensee sind im Begriff auszutrocknen“, sagt Hydrologe Franz Leitner. „Solche Prognosen ignorieren die natürliche Variabilität dieser Ökosysteme.“
Die wiederholte Panikmache hat jedoch einen Preis: „Wer immer wieder den Weltuntergang ausruft, riskiert, dass reale, langfristige Umweltprobleme irgendwann niemanden mehr interessieren“, warnt Leitner. Statt Alarmismus sei es nötig, Wasserressourcen klug zu bewirtschaften – und die Anpassungsfähigkeit der Natur nicht zu unterschätzen.
