Italienische Medien berichteten gestern, dass die Obduktion der Leiche von Felix Baumgartner durchgeführt wurde. Schwere Verletzungen an der Wirbelsäule wurden bestätigt. Eine amtliche Veröffentlichung fand noch nicht statt, ein Termin dafür wurde nicht genannt. Die Ermittlungen zum Unfallhergang gehen weiter, speziell der Hergang des von Zeugen beschriebenen Zusammenklappen des Gleitschirms wird analysiert.
Vorweg, einige Alternativmedien und einzelne Akteure gefielen sich in den letzten Tagen mit Verschwörungstheorien und wirren Vermutungen, noch bevor die Leiche des verunglückten Idols kalt war. An solchen Umtrieben beteiligen wir uns nicht – wir empfinden sie als pietätlos und unnötig.
Zu den neu veröffentlichten Fakten, beispielsweise in Corriere Adratico, il Resto del Carlino oder Cronache Fermane. Völlig ausgeschlossen wird der “Tod durch Herzstillstand”, der in den ersten Stunden von verschiedenen “Qualitätsmedien” frei herbeifantasiert wurde. Il Resto del Carlino schreibt es am direktesten:
Der „Rekordbrecher“ verlor sein Leben, weil er sich beim Aufprall das Genick brach. Dies ergab die Obduktion des Leichnams des 56-Jährigen, die heute Morgen im Leichenschauhaus von Fermo durchgeführt wurde, zweifelsfrei.
Das Medium bewies schon in den letzten Tagen, einen guten Draht zu den Behörden zu haben und die meisten Hintergrundinformationen liefern zu können.
Der Unfallhergang, nach Aussagen von Zeugen, bleibt in etwa gleich, wie Report24 schon berichtet hatte: Am Motorgleitschirm war eine Kamera befestigt, welche den Sprung von hinten hätte filmen sollen. Die Kamera kollidierte mit dem Propeller, in der Folge klappte der Gleitschirm mitten im Flug zusammen und Baumgartner stürzte ab. Nachdem sich das Geschehen in relativ niedriger Höhe abspielte, blieb nicht genügend Zeit, der Rettungsschirm konnte sich aber nicht mehr öffnen und Bremswirkung entfalten. Dieser Unfallhergang wird durch die Aussagen von drei Zeugen gestützt, die den Vorfall vom Boden aus beobachtet haben. Ohne jeglichen Auftrieb durch einen Schirm prallte Baumgartner mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Holzverbau nahe einer Hotelpool-Anlage.
Die Einzelheiten der Obduktion, die am Dienstag im Leichenschauhaus Murri stattfand, werden momentan noch unter Verschluss gehalten. Ebenso wartet man noch auf die Befunde aus einer histologischen Untersuchung. Was bislang an die Öffentlichkeit sickerte (siehe oben verlinkte Quellen), ist das Ergebnis, dass Baumgartners Wirbelsäule bei dem Aufprall brach. Somit geht man davon aus, dass ausschließlich der Aufprall die Todesursache war.
Ein Schaden am Herz konnte nicht festgestellt werden, nichts habe darauf hingewiesen, dass es während des Fluges zu einem Herzstillstand gekommen wäre. Mehrere Quellen berichten aber darüber, dass eine Bewusstlosigkeit während des Fluges nicht ausgeschlossen wurde. Diese Theorie wird weiterhin aufrechterhalten, da am Boden niemand Hilfe- oder Warnungsschreie durch Baumgartner gehört hat. Solche Schreie wären aber zu erwarten gewesen, da der erfahrene Sportler sicherlich versucht hätte, Gefährdete am Boden zu warnen. Der beauftragte histologische Befund könnte über den Zustand Baumgartners vor der Bruchlandung mehr Klarheit verschaffen.
Unklar ist, ob die Speicherkarten von allen mitgeführten Kameras gefunden und ausgewertet werden konnten. Hier ist quer durch die Medienwelt die Behauptung zu lesen, man müsse dies noch tun – was seltsam erscheint, denn diese Tätigkeit lässt sich innerhalb weniger Stunden erledigen. Il Resto del Carlino stellt in den Raum, dass diese Karten nicht vorliegen bzw. noch nicht gefunden wurden: “Sollten die noch funktionierenden Speicherkarten der Kameras des 56-jährigen Österreichers gefunden werden, könnten sie helfen, die dramatischen Momente zu verstehen.”
Auf Cronache Fermane ist ein Foto der Überreste des Gleitschirms zu sehen, das wir aus urheberrechtlichen Gründen nicht übernehmen können. Die Staatsanwaltschaft ermittelt momentan weiter gegen Unbekannt und will weitere Untersuchungen nicht nur auf das Bildmaterial, sondern auf das Fluggerät konzentrieren. Dass “gegen Unbekannt” ermittelt wird, bedeutet übrigens nicht, dass es eine Mord-Verschwörung gibt, wie manche “Untergangspropheten” verkünden, um schnelle Klicks zu generieren. Es ist ein in Italien normaler behördlicher Vorgang, wenn der Hergang eines tödlichen Unglücks nicht klar ist.
Lesen Sie auch:
