Ein Zitat des Bürgermeisters von Gelnhausen nach der sexuellen Belästigung von mehreren Mädchen durch Syrer hatte für Empörung gesorgt. Die “Welt” zeigte ein Interview mit ihm, in dem er sagte: „Bei hohen Temperaturen liegen die Gemüter manchmal blank.“ Das wurde als massive Verharmlosung der Übergriffe gewertet. Der Bürgermeister ging daraufhin gegen die “Welt” vor und erhob schwere Vorwürfe. Vergebens: Er ruderte jetzt zurück.
Alles bloß manipulative Falschberichterstattung? Ein Video-Ausschnitt von Christian Litzinger (CDU), dem Bürgermeister von Gelnhausen, ging viral: Nachdem eine Gruppe Syrer gemeinschaftlich junge Mädchen im Freibad sexuell belästigt hatte, äußerte er den Satz „Bei hohen Temperaturen liegen die Gemüter manchmal blank“. Das kam angesichts von Deutschlands verheerenden Sicherheitsproblemen durch Migrantenkriminalität nicht gut an. Die Bürger verorteten hier die nächste Verharmlosung und das nächste Ablenkungsmanöver. Die Wut war immens.
Jedoch: Litzinger erhob kurz darauf schwere Vorwürfe gegen die “Welt”, die das Interview mit ihm gezeigt hatte. Seine Aussage sei aus dem Kontext gerissen, kritisierte er. Er warf dem Medium über die Rechtsanwaltskanzler Höcker gar Manipulation vor: Durch den Bericht sei “der falsche Eindruck erweckt worden, der Bürgermeister wolle damit sexuelle Übergriffe an minderjährigen Mädchen mit wetterbedingten Gemütsschwankungen verharmlosen.”
Auf Facebook hatte Litzinger ausgeteilt: „Es ist schon erstaunlich, was aus deutschen Leitmedien geworden ist. Dass aber ein Format wie die Welt derart perfide die Ethik des Journalismus mit Füßen tritt, ist nicht zu entschuldigen.”
Der Axel Springer-Verlag stellte daraufhin das gesamte Material zur Verfügung. Daraufhin musste man feststellen: Die “Welt” hat keinen Fehler gemacht. Man stellte fest, dass man Litzingers Aussagen “durchaus so verstehen konnte, dass sich sein zitierter Satz auch auf sexuelle Übergriffe im Freibad bezogen hat”. Die Kanzlei Höcker entschuldigte sich in einer Pressemitteilung: “Wir bedauern, dass wir auf Basis der Erinnerung des Mandanten, die sich im Nachhinein als unrichtig erwiesen hat, gegenüber der WELT den nicht berechtigten Vorwurf einer bewussten Falschberichterstattung erhoben haben. Im Namen unseres Mandanten entschuldigen wir uns aufrichtig bei der Redaktion.”
Litzinger selbst schreibt nun auf Facebook:
Auf meine Abmahnung hin hat der Axel Springer-Verlag den vollständigen Inhalt des mit mir geführten Interviews dokumentiert. Danach habe ich mich anders an das Gespräch erinnert, als es tatsächlich stattgefunden hat. Ich habe mich missverständlich ausgedrückt und möchte aus diesem Grund meine geäußerten Vorwürfe gegen den Verlag zurücknehmen. Die WELT hat weder falsch berichtet noch einen falschen Eindruck vermittelt, sondern journalistisch korrekt gearbeitet. Für meinen öffentlichen Vorwurf der bewussten Falschberichterstattung möchte ich mich ausdrücklich bei der Redaktion entschuldigen.
Er betont, dass der Fokus der Debatte wieder auf die Opfer gelegt werden müsse, nicht auf ihn. Keineswegs wolle er die Taten verharmlosen. Auch sollten weitere Taten durch eine verbesserte Sicherheit in Gelnhausen verhindert werden.
Das Thema, das die Bürger in diesem Kontext massiv umtreibt – die Massenmigration – erwähnte er jedoch nicht.
