Auf X (dem ehemaligen Twitter) ist ein Video aufgetaucht, in dem augenscheinlich eine Teenagerin Robert Habeck vorwirft, sie vor einigen Jahren sexuell belästigt zu haben. Doch das Video wirft viele Fragen auf. Es handelt sich offenkundig um einen sogenannten Deepfake.
Man muss Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und dessen Katastrophen-Politik nicht mögen, doch in der politischen Auseinandersetzung gilt es, sachlich und faktenorientiert zu agieren. Ein ganz offensichtlich mit Künstlicher Intelligenz erstelltes Deepfake-Video, in dem der Grünen-Politiker der sexuellen Belästigung eines zum behaupteten Tatzeitpunkt zehnjährigen Mädchens beschuldigt wird, gehört definitiv nicht dazu.
In dem Video behauptet eine angebliche “Milina Adelina Graz”, dass ihr Habeck, damals noch Umweltminister von Schleswig-Holstein, während einer Veranstaltung an einem Gymnasium in Brunsbüttel im April 2017 unters Kleid gegriffen habe. Dazu habe er sie alleine in einen leeren Raum mitgenommen und ihr gesagt, sie könne seine Kinderbücher illustrieren. Doch wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um einen Malwettbewerb gehandelt haben soll (zumindest den gab es damals tatsächlich), stellen sich einige Fragen.
Denn wie kann es beispielsweise sein, dass gerade eine prominente Person wie Habeck bei solch einer Veranstaltung mit der (laut Videobehauptung) Gewinnerin des Malwettbewerbs einfach mal so heimlich verschwinden kann? Immerhin waren dort auch Journalisten und Mitarbeiter der Landesregierung Schleswig-Holsteins vor Ort. Von den Eltern und dem Lehrpersonal ganz abgesehen. Und der Minister dürfte dabei stets im Blickfeld von dutzenden Menschen gewesen sein.
Das Video selbst zeigt tatsächlich viele Merkmale einer KI-Generierung, wie man auch in der Diskussion auf X unter dem Clip immer wieder darauf hinweist. Nicht zu vergessen, dass das Mädchen auf dem Video und die echte Milina Adelina Graz (siehe das Artikelbild der SHZ) wohl kaum dieselbe Person sein dürften. Die Quelle der Vorwürfe ist eine Website, die erst seit wenigen Tagen existiert und offenbar speziell für diese Fake News eingerichtet wurde. Inzwischen scheint sie nicht mehr erreichbar zu sein.
Natürlich stellt sich die Frage, wer ein Interesse daran hat, Habeck mit solchen Behauptungen zu schaden. Es wird bereits eine russische Desinformationskampagne vermutet – doch gleichzeitig besteht auch die Möglichkeit, dass es sich hierbei um eine Aktion unter “falscher Flagge” handelt, um Habeck im Wahlkampf als Opfer einer solchen Kampagne zu präsentieren.
Auf jeden Fall wird deutlich, dass solche Deepfakes, bzw. KI-generierte Videos, in Zukunft durchaus Potenzial für größere Probleme haben. Je ausgefeilter die Technologie wird, desto schwieriger dürfte es sein, solche Fälschungen auch zu erkennen. Dieses Mal ist Habeck das Ziel – und wer das nächste?