Die strategisch bedeutsame syrische Stadt Homs rückt mittlerweile ins Zentrum eines erbitterten Kampfes um die Macht in Syrien. Die Dschihadistengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS), bekannt für ihre Verbindungen zu Al-Qaida, steht kurz davor, Homs zu belagern. Nachdem sie bereits Aleppo und das nahegelegene Hama innerhalb einer Woche eingenommen haben, marschieren sie nun zielstrebig südwärts entlang der zentralen Achse Syriens.
Die Einwohner von Homs, einer Stadt, die nur 48 Kilometer südlich von Hama liegt und eine Schlüsselrolle aufgrund ihrer Lage an der Hauptverkehrsader nach Damaskus und zur Küste spielt, fliehen in Scharen. Die Angst vor einem ethnisch-religiösen Genozid ist greifbar, besonders unter den christlichen Minderheiten, die bereits durch die Al-Qaida-Verbindungen der Rebellen bedroht sind. Auch die schiitischen Alawiten fürchten um ihr Überleben.
Samer Abdel Jaber, Leiter der Notfallkoordination beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, wurde von Al Jazeera mit den Worten zitiert, dass bereits 280.000 Menschen vertrieben wurden und diese Zahl bald auf 1,5 Millionen ansteigen könnte. Die Menschen aus Aleppo, Hama und Homs suchen Zuflucht in den Küstenenklaven, weg von der unmittelbaren Bedrohung durch die vorrückenden Kräfte.
Die strategische Bedeutung von Homs wird durch die jüngsten militärischen Entwicklungen unterstrichen. Ein syrischer Armeeoffizier berichtete Reuters, dass russische Bombenangriffe über Nacht die Rastan-Brücke zerstört haben, die entlang der wichtigen M5-Autobahn Hama mit Homs verbindet. Die Einnahme dieser Brücke durch HTS bringt sie in gefährliche Nähe zu Homs.
In einem weiteren alarmierenden Zeichen für die Schwäche der Assad-Regierung gibt es unbestätigte Berichte, dass syrische Armee-Einheiten begonnen haben, Homs zu verlassen, noch bevor der Kampf richtig begonnen hat. Dies deutet laut Militärexperten darauf hin, dass alle Kräfte möglicherweise abgezogen werden, um die Verteidigung auf Damaskus und die Küstenregionen wie Latakia zu konzentrieren.
Israel hat unterdessen weitere Militärschläge gegen Grenzübergänge zwischen dem Libanon und Syrien durchgeführt, insbesondere gegen die Übergänge Arida und Jousiyeh, um die Nachschublinien der Hisbollah zu unterbrechen.
Die von der Türkei unterstützte dschihadistische HTS hat die Bürger von Homs aufgerufen, sich gegen die Assad-Kräfte zu erheben, während russische und syrische Kampfflugzeuge weiterhin Stellungen bombardieren, allerdings ohne nennenswerten Widerstand am Boden, was HTS ermöglicht, ihre Positionen schnell voranzutreiben.
Die dramatische Lage in Homs könnte bald ein neues Kapitel im syrischen Bürgerkrieg aufschlagen, das die Region in eine noch tiefere Krise stürzt. Die Stadt, einst bekannt für ihre vielfältige Bevölkerung und reiche Geschichte, steht nun am Rande einer unsicheren und möglicherweise verheerenden Zukunft.