Die britische Linksregierung will der Automobilindustrie mehr Flexibilität in Sachen Verkaufsquoten von Elektroautos zugestehen. Denn die Branche steht mangels Nachfrage nach den Stromern vor enormen Problemen. Am grundsätzlichen Ziel, ab 2030 keine Verbrenner mehr verkaufen zu lassen, will man jedoch nicht rütteln.
In der britischen Automobilindustrie herrscht Katerstimmung. Was sich zunächst wie ein ambitionierter Masterplan für eine angeblich „grüne“ Zukunft anhörte, entpuppt sich nun als wirtschaftspolitischer Rohrkrepierer. Die sozialistische Regierung in London sieht sich laut britischen Medienberichten gezwungen, ihre hochfliegenden Pläne für die Elektromobilität zu überdenken – ein Eingeständnis des Scheiterns, das man elegant als „Flexibilisierung“ zu verkaufen versucht.
Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds wird am Dienstag eine Eilkonsultation zur Überarbeitung der bisherigen Regelungen ankündigen. Der Grund? Die Realität hat die politischen Träumereien eingeholt. Während in Whitehall noch von der großen E-Auto-Revolution schwadroniert wurde, kämpft die Industrie mit ernüchternden Verkaufszahlen und sieht sich zu drastischen Jobkürzungen gezwungen. Die Alarmglocken schrillen bereits: Ford kündigte vergangene Woche den Abbau von 800 Arbeitsplätzen in Großbritannien an. Nissan warnt vor „irreversiblen“ Schäden für die britische Industrie. Und Stellantis, Eigentümer von Vauxhall, droht damit, gleich zwei Werke in Ellesmere Port und Luton dichtzumachen – tausend Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.
Das bisherige „Zero Emission Vehicle“-Mandat, das den Herstellern vorschreibt, einen stetig steigenden Anteil ihrer Verkäufe mit E-Autos zu erzielen, soll nun „flexibler“ gestaltet werden. Die Regierung beteuert zwar, dass am finalen Verkaufsstopp für Verbrenner ab 2030 nicht gerüttelt wird. Aber die Autobauer sollen mehr Spielraum bekommen, wie sie dieses Ziel erreichen. Ein Insider, der mit den Verhandlungen vertraut ist, beschreibt die geplanten Änderungen als Versuch, „unmittelbare Risiken von Jobverlusten, Investitionseinbrüchen und Werksschließungen abzuwenden“. Mit anderen Worten: Man hat erkannt, dass man dabei war, das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Die britische Regierung steht nun vor einem klassischen Dilemma: Einerseits will sie ihr grünes Image nicht beschädigen und hält formal an den E-Auto-Quoten fest. Andererseits kann sie es sich nicht leisten, einen der wichtigsten Industriezweige des Landes vor die Wand fahren zu lassen. Was wir hier erleben, ist ein Lehrstück darüber, wie die sogenannte „Klimapolitik“ an der wirtschaftlichen Realität zerschellen kann. Die Briten lernen gerade auf die harte Tour, dass sich der Übergang zur E-Mobilität nicht per Dekret erzwingen lässt – eine Lektion, die auch anderen europäischen Regierungen nicht schaden würde.
Das Auto selbst hat sich von ganz alleine gegen Pferde und Kutschen durchgesetzt, ohne staatliche Zwänge. Sollten Alternativen zu den klassischen Verbrennern den Menschen ebenfalls mehr zusagen, so werden sie diese auch nachfragen und kaufen. Ganz ohne staatliche Zwangsmaßnahmen und Verkaufsverbote. Allerdings scheint das den Klimahysterikern nicht in den Kopf zu gehen.