Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich gestern in einer 8-minütigen Rede zu Wort gemeldet. Er erklärte, dass der Konflikt mit dem Einsatz westlicher Marschflugkörper gegen russisches Gebiet globale Ausmaße angenommen. Er behält sich auf jede Aggression eine „gespiegelte Antwort“, beispielsweise mit dem neuen (atomwaffenfähigen) Raketensystem Oreshnik vor, das aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit vom Westen nicht abgefangen werden kann. Systemmedien verharmlosen oder verschweigen diese Rede.
Vorweg: Das Original der Rede finden Sie hier. Dieser Link unterscheidet unsere Arbeit von jener der Systemmedien, welche – wenn überhaupt – nur kleine Ausschnitte präsentierten und ihre Leser von Originalquellen fernhalten möchten. Dort finden Sie betreutes Denken, bei uns so viele Informationen wie möglich.
Wir haben diese Rede mit unseren bescheidenen Möglichkeiten ins Deutsche übertragen. Am 21. November 2024 sagte Wladimir Putin:
Ich möchte die Angehörigen der Streitkräfte der Russischen Föderation, die Bürger unseres Landes, unsere Freunde weltweit sowie diejenigen informieren, die weiterhin Illusionen über die Möglichkeit eines strategischen Sieges über Russland hegen, über die Ereignisse, die sich derzeit im Gebiet der speziellen Militäroperation abspielen – insbesondere nach dem Einsatz von Langstreckenwaffen westlicher Produktion gegen unser Territorium.
Die USA und ihre NATO-Verbündeten haben zuvor erklärt, dass sie die Nutzung ihrer Langstrecken-Präzisionswaffen gegen das Territorium der Russischen Föderation genehmigen. Experten wissen – und die russische Seite hat dies wiederholt betont –, dass der Einsatz solcher Waffen ohne die direkte Beteiligung von Militärspezialisten aus den Herstellernationen unmöglich ist.
Am 19. November wurden sechs ATACMS-Raketen aus US-Produktion sowie am 21. November bei einem kombinierten Raketenangriff Systeme vom Typ Storm Shadow (Großbritannien) und HIMARS (USA) gegen militärische Objekte auf russischem Territorium in den Regionen Brjansk und Kursk eingesetzt. Seit diesem Moment hat der durch den Westen provozierte regionale Konflikt in der Ukraine, wie wir bereits mehrfach betont haben, globale Ausmaße angenommen. Unsere Luftabwehrsysteme haben diese Angriffe abgewehrt, und die Ziele, die offensichtlich vom Feind angestrebt wurden, wurden nicht erreicht.
Der Brand in einem Munitionslager in der Region Brjansk, der durch herabfallende Raketentrümmer verursacht wurde, wurde gelöscht. Es gibt weder Opfer noch erhebliche Schäden. In der Region Kursk wurde ein Angriff auf einen der Kommandoposten unserer Gruppe „Nord“ durchgeführt. Dabei gab es leider Verluste und Verletzte unter den Mitgliedern der äußeren Sicherheitseinheiten und des Wartungspersonals. Die Leitung und operative Besatzung des Kommandopostens blieben unversehrt und führen weiterhin planmäßig die Führung unserer Truppen zur Vertreibung feindlicher Einheiten aus der Region Kursk durch.
Ich möchte erneut betonen, dass der Einsatz solcher Waffen durch den Feind den Verlauf der Kämpfe im Gebiet der speziellen Militäroperation nicht beeinflussen kann. Unsere Truppen rücken entlang der gesamten Kontaktlinie erfolgreich vor. Alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, werden erreicht.
Als Antwort auf den Einsatz von Langstreckenwaffen aus den USA und Großbritannien am 21. November dieses Jahres haben die russischen Streitkräfte einen kombinierten Schlag gegen ein Objekt der ukrainischen Verteidigungsindustrie durchgeführt. Dabei wurde unter Kampfbedingungen eine unserer neuesten Mittelstrecken-Raketensysteme getestet – in diesem Fall eine ballistische Rakete mit nuklearfreier Hyperschall-Ausstattung. Unsere Raketeningenieure nennen sie „Oreschnik“ (Haselstrauch). Die Tests waren erfolgreich, und das Ziel wurde getroffen. In der Stadt Dnjepropetrowsk in der Ukraine wurde einer der größten und bekanntesten Industriebetriebe aus Sowjetzeiten zerstört, der bis heute Raketen- und andere Waffentechnik produziert.
Die Entwicklung von Mittel- und Kurzstreckenraketen erfolgt als Reaktion auf die Pläne der USA, solche Raketen in Europa und der Asien-Pazifik-Region zu produzieren und zu stationieren. Wir betrachten es als Fehler, dass die USA 2019 einseitig unter einem vorgeschobenen Vorwand den Vertrag über das Verbot von Mittel- und Kurzstreckenraketen gekündigt haben. Heute produzieren die USA solche Technologien nicht nur, sondern üben auch deren Verlegung in verschiedene Regionen der Welt, einschließlich Europa, sowie deren Einsatz unter Kriegsbedingungen.
Ich erinnere daran, dass Russland sich freiwillig und einseitig verpflichtet hat, keine Mittel- und Kurzstreckenraketen zu stationieren, solange keine ähnlichen amerikanischen Waffen irgendwo auf der Welt stationiert sind.
Ich wiederhole: Die Tests des Raketensystems „Oreschnik“ unter Kampfbedingungen erfolgen als Reaktion auf die aggressiven Handlungen der NATO-Staaten gegen Russland. Die Frage der weiteren Stationierung solcher Raketen wird von uns in Abhängigkeit von den Handlungen der USA und ihrer Satelliten entschieden.
Die Ziele für zukünftige Tests unserer neuesten Raketensysteme werden entsprechend der Bedrohung für die Sicherheit der Russischen Föderation ausgewählt. Wir behalten uns das Recht vor, unsere Waffen gegen militärische Objekte derjenigen Länder einzusetzen, die den Einsatz ihrer Waffen gegen unsere Objekte erlauben. Sollte die Aggression eskalieren, werden wir ebenso entschlossen und spiegelbildlich reagieren. Dies sollten die herrschenden Eliten der Länder, die planen, ihre Truppen gegen Russland einzusetzen, ernsthaft bedenken.
Selbstverständlich werden wir, falls notwendig und im Rahmen von Gegenmaßnahmen, zivile Personen und Bürger befreundeter Staaten im Voraus bitten, gefährliche Gebiete zu verlassen. Dies geschieht aus humanitären Gründen – offen, öffentlich und ohne Angst vor einer Behinderung durch den Feind, der diese Informationen ebenfalls erhält.
Warum ohne Angst? Weil es derzeit keine Mittel gibt, um solchen Waffen entgegenzuwirken. Die Raketen greifen ihre Ziele mit einer Geschwindigkeit von 10 Mach an – das sind 2,5 bis 3 Kilometer pro Sekunde. Die bestehenden modernen Luftabwehrsysteme und die von den Amerikanern entwickelten Raketenabwehrsysteme in Europa können solche Raketen nicht abfangen – das ist ausgeschlossen.
Ich betone nochmals: Nicht Russland, sondern die USA haben die internationale Sicherheitsordnung zerstört und treiben die Welt, an ihrer Hegemonie festhaltend, in einen globalen Konflikt.
Wir haben immer und auch jetzt den Vorzug gegeben, alle strittigen Fragen auf friedlichem Wege zu lösen. Wir sind jedoch auch auf jede Entwicklung vorbereitet.
Wer daran noch zweifelt, täuscht sich – eine Antwort wird immer erfolgen.
Das macht der ORF aus dieser Ansprache
Das österreichische öffentlich-rechtliche Medium ORF, das mit Zwangsgebühren finanziert wird, verkürzte die Rede auf drei Sätze. Unter dem Titel „Putin droht mit Raketenschlägen gegen Kiews Unterstützer“ erfahren wir, dass Putin gesagt habe: „Wir sehen uns im Recht, unsere Waffen gegen militärische Objekte der Länder einzusetzen, die es zulassen, dass ihre Waffen gegen Objekte bei uns eingesetzt werden. Im Fall einer Eskalation aggressiver Handlungen werden wir entschieden spiegelbildlich handeln. Wir haben mehrfach unterstrichen, dass der vom Westen provozierte Regionalkonflikt in der Ukraine Elemente globalen Charakters angenommen hat.“
Die Nachricht wurde im Angebot von ORF Online ziemlich versteckt und ist keine Headline wert. Als Video ist ein 76-Sekunden-Beitrag verfügbar, worin ein weiterer Satz zitiert wird: „Ich empfehle den herrschenden Eliten der Länder, ihre Militärkontingente gegen Russland einzusetzen, ernsthaft zu überdenken.“ Es geht ja auch nur um das unbedeutende Ereignis wie den möglichen Ausbruch des Dritten Weltkriegs.
In einer weiteren Einordnung behauptet der ORF, dass die Freigabe der westlichen Marschflugkörper gegen Russland als Reaktion auf die Anwesenheit nordkoreanischer Truppen erfolgte. „Dem Vernehmen nach hat US-Präsident Joe Biden dem Einsatz weitreichender Waffen gegen Russland zugestimmt, um ein Zeichen an Nordkorea zu senden, das an der Seite Russlands mutmaßlich Soldaten in den Konflikt entsendet hat.“ Inwiefern man durch den Einsatz von Marschflugkörpern gegen die russischen Provinzen Kursk und Brjansk eine Nachricht an Nordkorea schickt, erschließt sich nur hartgesottenen Kriegsfanatikern, die den dritten Weltkrieg herbeisehnen.