Im vergangenen Jahr wurden die OECD-Länder geradezu von Migranten geflutet. Dies verdeutlichen aktuelle Zahlen der Organisation. So viele Ausländer wie noch nie strömten in die Industriestaaten.
Die nüchternen Zahlen der OECD belegen eine beispiellose Entwicklung: 6,5 Millionen Menschen haben 2023 ihre Koffer gepackt und sind in die wohlhabenden Industrieländer gezogen – so viele wie nie zuvor. Beim genaueren Hinsehen zeigt sich ein besonders pikantes Detail: Ausgerechnet das Brexit-Königreich führt die europäische Zuwanderungsstatistik an. Während man in Westminster noch vom „Taking back control“ träumt, sprechen die Zahlen eine andere Sprache: Sage und schreibe 746.900 Neubürger hat die Insel im vergangenen Jahr aufgenommen – ein Anstieg von astronomischen 52,9 Prozent gegenüber 2022. Nur die USA, mit ihrer fünffachen Bevölkerungsgröße, können noch höhere absolute Zahlen vorweisen.
Der OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bemüht sich redlich, diese Entwicklung in einen wirtschaftlichen Kontext zu setzen. Von „lebhafter Arbeitskräftenachfrage“ und „demografischem Wandel“ ist die Rede. Doch während er von kontrollierten Migrationskanälen schwärmt, türmen sich die Realitäten: Zusätzlich zu den legalen Einwanderern schwappt eine Welle von irregulären Migranten über die Grenzen der westlichen Welt. Besonders interessant ist die ungleiche Verteilung: Während ein Drittel der OECD-Länder – darunter Frankreich, Japan und die Schweiz – Rekordzahlen vermeldet, verzeichnen andere wie Italien und Dänemark einen Rückgang. Es gleicht einem großen Migrations-Monopoly, nur dass einige Länder offenbar bessere Karten gezogen haben als andere.
Die politischen Folgen dieser Entwicklung sind bereits spürbar. In den USA hat Donald Trump seinen Wahlsieg nicht zuletzt seinem Versprechen zu verdanken, die Südgrenze dichtzumachen. In Europa wiederum gewinnen Parteien an Zulauf, die eine härtere Gangart in der Migrationspolitik fordern. Die jüngsten Enthüllungen der Universität Oxford werfen zusätzlich Öl ins Feuer: In zwölf europäischen Ländern leben bis zu 3,2 Millionen Menschen illegal. Großbritannien führt auch hier die Statistik an – mit geschätzten 745.000 irregulären Migranten. Das entspricht einem Prozent der Gesamtbevölkerung, eine Zahl, die selbst hartgesottene Beobachter aufhorchen lässt.
Was sich hier abzeichnet, ist kein gewöhnlicher Migrationsprozess mehr, sondern ein regelrechter Exodus in die Wohlstandszonen der Welt. Die Frage ist nicht mehr, ob darüber diskutiert werden sollte, sondern wie die Gesellschaften damit umgehen werden. Denn eines steht fest: Diese Zahlen werden nicht nur Statistiken bleiben, sondern die westlichen Gesellschaften grundlegend verändern – ob gewollt oder nicht.