Keine Freunde: ÖVP-Kanzler und Wahlverlierer Nehammers Bettelbrief für Facebook-Likes

ÖVP-Kanzler Karl Nehammer wirbt um Likes auf Social Media, Collage, Hintergrund: Report24.news

Der in Sozialen Medien bisher eher glücklose Noch-Kanzler Karl Nehammer sucht für seine harte Linie gegenüber FPÖ-Chef und Wahlsieger Herbert Kickl Unterstützung. So wurde am 15. Oktober ein E-Mail an alle Mitglieder und offenbar auch die Mitglieder der Bünde ausgeschickt, in denen höchst peinlich um Likes für ein Facebook-Posting geworben wurde. Geholfen hat es wenig, insgesamt konnten so statt den üblichen 100 fast 1.500 Likes erbettelt werden. Ein Armutszeugnis für einen Kanzler und eine Kanzlerpartei. Höchste Zeit für die ÖVP, hier endlich die Notbremse zu ziehen.

Ein Kommentar von Willi Huber

Insider der Werbebranche mutmaßen schon lange, dass Karl Nehammers Social-Media-Team entweder vom politischen Gegner finanziert wird oder aus Anhängern von Sebastian Kurz besteht, der auf ein Comeback hofft. Denn in Nehammers Sinne wird dort sicher nicht gearbeitet – zumindest nicht mit einer Strategie, die Erfolg verspricht. Wann und wo immer sich Nehammer in Sozialen Medien äußert, scheinen häufig die negativen Stimmen zu überwiegen oder einen sehr großen Anteil auszumachen. Zustimmung ist rar.

Wo sich SPÖ-Taxikanzler Faymann dereinst falsche Freunde kaufen musste, versucht man bei der ÖVP andere Wege zu gehen, die nicht minder peinlich sind. Denn wäre Nehammer beliebt und hätte irgendeine relevante Zustimmung, müsste er um „Facebook-Likes“ nicht betteln gehen.

Das E-Mail an die ÖVP-Mitglieder liegt Report24 vor und kann in anonymisierter Form gezeigt werden. Sehr merkwürdig mutet auch der Umstand an, dass die Mitglieder mit Vornamen angesprochen werden (im unkenntlich gemachten Bereich) – also auch eine professionelle Höflichkeitsform und „per Sie“ Anrede ist in der ÖVP nicht mehr modern.

Das Facebook-Posting, auf das Nehammer in diesem Schreiben verweist und wo er die Likes der Mitglieder erfleht, finden Sie hier verlinkt.

Von den Kommentaren sind die meisten – wie gewohnt – negativ. Nach positiven Kommentaren muss man mühsam wühlen. Dabei weisen technische Details darauf hin, dass auch bereits 300 weitere Kommentare gelöscht wurden. Während die Übersicht aktuell 578 Kommentare ausweist, werden bei der Funktion „alle Kommentare anzeigen“ nur 252 Kommentare ausgegeben.

Andere Facebook-Reels sind weniger „erfolgreich“. So sein Reel nach dem Besuch bei Alexander Van der Bellen mit 573 Likes, sein Reel zu humanitärer Hilfe für den Gazastreifen mit 192 Likes oder sein Reel am Wahltag mit 355 Likes. Noch fataler fällt die Bilanz auf X (ehem. Twitter) aus. Von 87.539 Followern finden sich nur selten mehr als 200, die Nehammers Aussagen mit einem „Like“ bedenken. Die erfolgreichsten Postings sind dort in englischer Sprache gehalten, werden wohl international geteilt und erhalten so einiges an Aufmerksamkeit. Es ist häufig so, dass Kommentare von Kritikern mehr Zustimmung von der X-Community erhalten als Nehammer oder die ÖVP selbst.

Dass dies in der Öffentlichkeit ein verheerendes Bild abgibt, versteht sich von selbst. Und so ist wohl auch der Bettelbrief zu verstehen, mit dem man nun versucht, den Eindruck zu vermitteln, dass sich die österreichische Bevölkerung für Nehammers Pläne begeistert. Auf Facebook hat Nehammer rund 63.000 Follower – bei weniger beworbenen Postings lassen davon einige hundert ein „Emoticon“ da. Wobei auffällt, dass stets Hunderte davon sich für das „Lach“- und das „Wut“-Smilie entscheiden, also keine Zustimmung signalisieren. Wer viele Wut-Smilies erhält, wird von Facebook übrigens in der Sichtbarkeit eingeschränkt und zurückgestuft. Auch hier wäre die Social Media Abteilung gefragt, dringend gegenzusteuern. (Ein Beispiel: Nehammer bei Van der Bellen hat ca. 400 „Daumen hoch“, 130 „Wut“- und 40 „Lach“-Emoticons.

Nochmal zurück zu dem per Bettelbrief beworbenen „Reel“. Hier haben einige Facebook-Nutzer sehr interessante Kommentare hinterlassen. Einige Beispiele:

Die Umfrage ist interessant: 63 % wollen Herrn Nehammer nicht als Kanzler, 66 % wollen Kickl. https://www.facebook.com/share/p/WvGBiYPzEdm4oePz

Ich bin Hotelmanager, arbeite viel, zahle ins System ein. Wenn ich die ÖVP reden höre, bekomme ich Angst. Ihr habt 0 Plan von den Sorgen, Nöten, der Unternehmer – geschweige denn von den Mitarbeitern. Ihr strebt eine Regierung an mit der Babler-SPÖ : sprich höhere Steuern für Unternehmer. Logisch – wir sind doch alle reich, Millionäre, .. Ironie aus! Nebenbei bemerkt hat die ÖVP 0 Herz für Tiere. Massentierhaltung, Tiertransporte quer durch Europa bis hin in sogenannte Drittländer, sind auch „Normalität“ für euch! Niemals, wirklich niemals könnte ich euch meine Stimme geben. Und die Regierung in Tirol (ÖVP/SPÖ): Drüber-Fahrer-Politik in Sache Fernpass-Paket!

Herr Karl Nehammer,
hören Sie endlich auf, mit Ihren falschen Argumenten!

Der Hetzer, Spalter und Ausgrenzer sind Sie Herr Karl Nehammer, mit Ihrer Rhetorik und nicht, wie von Ihnen und Ihren Lakaien gerne propagiert, ein Herr Kickl!

Sie können es offensichtlich nicht akzeptieren, dass sie sich vom Intellekt und von der Empathie, mit einer Person, wie Herbert Kickl in keinster Weise vergleichen können, denn Sie haben mehrfach gezeigt, dass Sie ihm, in keinster Weise das Wasser reichen können!

Sie vergessen bzw. verschweigen mit Ihren ParteikollegInnen wohl wissentlich, was Sie in der Corona Krise von sich gegeben haben und durch Ihre unsägliche Politik und Ihren Maßnahmen verursacht haben, was viele von uns noch lange persönlich und wirtschaftlich spüren werden.

Natürlich tangiert Sie das in Ihrer Abgehobenheit sicherlich in keinster Weise.

Sie sind untragbar in dem Amt eines Bundeskanzlers oder einer sonstigen Funktion in einer Bundesregierung!

Wenn Sie auch nur einen Funken Anstand hätten, wären Sie schon längst von selbst zurück getreten!

Noch klammern Sie sich an Ihre Pseudo Macht, jedoch wird auch für Sie hoffentlich die Zeit der Abrechnung durch die österreichische Justiz folgen!

Von Gerechtigkeit kann man ja schon lange nicht mehr reden, denn Sie waren als BK dieser unfähigen Bundesregierung dafür hauptverantwortlich, welche die Bevölkerung gespalten hat und mehrfach Maßnahmen zum Nachteil der Bevölkerung verordnet hat.

Sie haben es ja „eindrucksvoll“ mehrfach bewiesen, dass Sie es nicht können, wie es auch das aktuelle Budgetdefizit ja unrühmlicherweise zeigt.

Sie sind eine absolute Schande für Österreich und dies würde ich Ihnen auch persönlich ins Gesicht sagen, da Ihre Abgehobenheit und Falschheit einfach unerträglich ist.

So das war es einmal, und jetzt geh ich mir halt nen „gesunden“ Burger zum Mäci kaufen, weil mehr kann ich mir aktuell, dank Ihrer Politik ja eh nicht mehr leisten!

#wirvergessennicht

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