Blau stehe bei Edeka nicht zur Wahl: Mit einer peinlichen Kampagne versuchte die Supermarktkette mit der unrühmlichen Nazi-Vergangenheit und der Farbe Blau im eigenen Logo Stimmung gegen Deutschlands wichtigste Oppositionspartei zu machen. Das ging nach hinten los: Nicht nur, dass man Kunden verprellt – auch die eigenen Marktleiter gehen auf die Barrikaden.
Angeblich sei Blau in der Natur eine Warnfarbe und stehe für Unverträglichkeit, so fabuliert die Supermarktkette mit dem blau-gelben Logo in einer Kampagne, die anlässlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auf Social Media und in Zeitschriften verbreitet wurde. „Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl“, behauptet man, und bezeichnet „die Blauen“ in Deutschland als „größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft“. Man solle zu den Wahlen doch bitte „die Warnhinweise“ richtig lesen – sprich: gefälligst so wählen, wie der eigene Supermarkt es gern hätte.
Und wenn nicht? Muss man bei Edeka dann in heller Verzweiflung die eigenen Lagerbestände an Taschentüchern plündern? Oder werden AfD-Wähler vielleicht radikal ausgeschlossen wie zuvor die Ungeimpften? Man könnte über diesen Marketing-Fehlschlag laut lachen, doch den Deutschen bleibt das Lachen angesichts der Zustände im Land wohl zunehmend im Halse stecken.
Fassungslos zeigen sich ob dieser dreisten Belehrung nicht nur zahlreiche Bürger, sondern auch Marktbetreiber. Edeka-Märkte werden häufig nämlich von selbstständigen Kaufleuten betrieben. Die möchten mit politischer Einmischung und Indoktrination aber nichts zu tun haben. Einige Edeka-Märkte veröffentlichten in den sozialen Netzen nun Statements aus der Chefetage: Die Kampagne wurde auf Bildern kurzerhand rot durchgestrichen, die Händler distanzieren sich.
„Wir sind ein Supermarkt, den ich als selbstständiger Einzelhändler verantworte und wo jeder Mensch einkaufen kann! Weshalb sich die Edeka mit solchen Beiträgen zur Politik äußert, kann ich nicht nachvollziehen und lehne dies dementsprechend ab!
Ich bin Lebensmitteleinzelhändler, kein Politiker und werde mich deshalb mit meinem Markt auch nicht in solche Themen einmischen!“
So liest man es etwa auf dem Facebook-Account des Edeka-Centers Zerbst in Sachsen-Anhalt. Der Betreiber des E-Centers Aschersleben (ebenfalls Sachsen-Anhalt) betont zudem: „In der Demokratie ist das Volk der Souverän und wird seine Wahl treffen!“ Aus Sachsen kritisiert das Team eines „Nah und Gut“-Marktes, dass mit derartigen Kampagnen Existenzen und Arbeitsplätze gefährdet werden: „Warum sich die Edeka zu politischen Themen äußert, können wir weder nachvollziehen, noch unterstützen und distanzieren uns hiermit klar davon. Mit solchen Maßnahmen werden unsere Existenz und Arbeitsplätze gefährdet. Wir sind Lebensmittelhändler, keine Politiker und wir sind auf jeden Kunden angewiesen.“ Man wolle sich auch weiterhin auf das konzentrieren, was man am besten könne: Die Kunden mit frischen und hochwertigen Produkten versorgen.
Mehr erwarten die Kunden auch nicht – und mehr steht einer Supermarktkette ohnehin nicht zu. Im Januar erst berichtete übrigens der Merkur über die Geschichte von Edeka. Dort ist wörtlich zu lesen: „Während des Dritten Reiches schaltete sich Edeka freiwillig gleich, der amtierende Generaldirektor Fritz Borrmann trat 1933 in die NSDAP ein, das Unternehmen handelte fortan nach dem sogenannten Führerprinzip.“ Freiwillige Gleichschaltung – der Leser darf daraus seine eigenen Schlüsse ziehen…