In der Ostsee verbreiten sich derzeit Vibrionen-Bakterien und sorgen immer wieder für tödlich verlaufende Infektionen. Schuld an der Ausbreitung soll wie üblich der Klimawandel sein. Allerdings sorgt auch die höhere Nährstoffversorgung für eine Begünstigung des Bakterienwachstums. Eine interaktive Karte zeigt eine Übersicht zur Belastung mit diesen Mikroben.
Die Ostsee birgt eine zunehmende Gefahr für Badegäste und Wassersportler: Infektionen mit Vibrionen-Bakterien häufen sich und können in schweren Fällen sogar tödlich enden. Allein in Mecklenburg-Vorpommern sind in diesem Sommer bereits zwei Menschen nach einer Infektion mit den gefährlichen Meeresbakterien gestorben.
Vibrionen sind natürlich in Küstengewässern vorkommende Bakterien, die sich bei warmen Wassertemperaturen ab etwa 20 °C stark vermehren. Sie können über offene Wunden in den Körper eindringen und schwere Infektionen auslösen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Erkrankungen. In den letzten 20 Jahren wurden demnach fast hundert Vibrionen-Infektionen gemeldet, von denen dreizehn tödlich verliefen.
Besonders die als „Big Four“ bezeichneten Vibrionen-Arten V. alginolyticus, V. cholerae non-O1/O139, V. parahaemolyticus und V. vulnificus bereiten den Forschern Sorgen. V. vulnificus gilt dabei als besonders gefährlich – etwa 20 Prozent der Infektionen verlaufen demnach tödlich.
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat aufgrund der steigenden Fallzahlen ein Frühwarnsystem entwickelt. Mit dem „Vibrio Map Viewer“ werden tagesaktuell die Umweltbedingungen für das Wachstum von Vibrionen in der Ostsee überwacht. Bei hohen Wassertemperaturen und geeigneten Salzgehalten könne man damit Risikogebiete identifizieren und die Bevölkerung warnen. Besonders in den Sommermonaten sei Vorsicht geboten.
Vorsicht mit offenen Wunden
Experten raten Badegästen, offene Wunden vor dem Baden abzudecken und nach dem Wasserkontakt gründlich abzuduschen. Menschen mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem sollten bei Wassertemperaturen über 20 °C ganz auf das Baden in der Ostsee verzichten. Die Gesundheitsbehörden der Küstenländer haben zudem ihre Überwachungsmaßnahmen verstärkt.
Forscher gehen davon aus, dass die Problematik mit dem Klimawandel weiter zunehmen wird. Wärmere Sommer und mildere Winter begünstigen die Ausbreitung der Vibrionen, heißt es. Allerdings scheinen auch die Nährstoffeinträge – zum Beispiel durch die Landwirtschaft über die Flüsse – eine Rolle zu spielen.