Die russischen Streitkräfte machen in der ostukrainischen Region Donbass offenbar bedeutende Fortschritte. Laut aktuellen Berichten brechen die ukrainischen Frontlinien aufgrund von Soldaten- und Materialmangel zunehmend zusammen. Für die Ukraine wird die Lage zusehends kritisch.
In den letzten Tagen gelang es den russischen Truppen, trotz des erbitterten ukrainischen Widerstands mehrere Dörfer in der Nähe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk einzunehmen, wie auch die New York Times berichtet. Das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) spricht von „signifikanten taktischen Fortschritten“ der russischen Armee in diesem Gebiet. Die Russen seien inzwischen nur noch etwa 20 Kilometer von Pokrowsk entfernt.
Pokrowsk selbst ist zwar keine Großstadt, dient aber als wichtiger Knotenpunkt für die ukrainische Armee. Von hier aus werden Truppen an der Front versorgt und Verwundete evakuiert. Ein Verlust der Stadt würde die ukrainische Verteidigung in der gesamten Region erheblich schwächen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Lage in seiner jüngsten Ansprache als „extrem herausfordernd“. Die meisten russischen Angriffe der letzten Wochen hätten sich auf die Gegend um Pokrowsk konzentriert.
Experten gehen davon aus, dass Russland versucht, möglichst viel Territorium zu erobern, bevor die Ukraine neue Rekruten und westliche Waffenlieferungen an die Front bringen kann. Ziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist es nach wie vor, die gesamten Regionen Luhansk und Donezk unter Kontrolle zu bringen und territoriale Fakten zu schaffen.
Problematisch erscheint auch die wachsende Stärke von ideologisierten Bataillonen wie der Asow-Brigade. Selbst taktische Rückzüge werden als „Verrat“ betrachtet – wie sollen da überhaupt Waffenstillstands- oder gar Friedensverhandlungen möglich sein?