Weil die eigenen Uranreserven schwinden und Indien zunehmend auf Importe angewiesen ist, will Neu-Delhi einen Uran-Deal mit Moskau schließen. Westliche Sanktionen und Bedenken interessieren die indische Regierung dabei kaum. Es geht um die nationale Energiesicherheit.
Indien ist stark auf Energieimporte angewiesen. Neben Erdöl und Erdgas bezieht der Subkontinent auch immer mehr Uran aus dem Ausland. Kohle wird bislang noch ausreichend im eigenen Land gefördert. Doch der Uranmarkt ist angespannt, sodass sich Neu-Delhi um eine stabile Versorgung bemüht. Nun soll Russland mit einem langjährigen Deal zum wichtigsten Versorger mit dem radioaktiven Brennstoff für die indischen Kernkraftwerke avancieren.
Angesichts dessen, dass die Atomkraft derzeit auch in den Vereinigten Staaten und in Europa eine Renaissance erlebt, wächst die globale Nachfrage nach Uran weiter an. Umso wichtiger ist es für Neu-Delhi, angesichts der rapide schwindenden einheimischen Reserven neue Versorgungslinien zu etablieren. Russland soll dabei eine wichtige Rolle spielen. Zwar wäre auch das benachbarte Kasachstan eine Option, allerdings sorgen die jüngst verkündeten Steuererhöhungen für die Uran-Bergbaufirmen für steigende Preise.
Indien hat von Washington bereits einen Freibrief in Sachen Öl- und Gasimporte aus Russland erhalten, weil man die führende außenpolitisch weitestgehend neutrale Macht des „Globalen Südens“ nicht durch Sanktionen in die Arme Moskaus und Pekings treiben will. Ein solcher Freibrief dürfte auch für die Versorgung des Landes mit russischem Uran ausgestellt werden. Die Amerikaner wissen zudem auch, dass ein solches Verbot die Marktpreise für das radioaktive Schwermetall deutlich in die Höhe treiben würde, was der eigenen Energiewirtschaft Schaden zufügen könnte.