Das Systemmedium „DerStandard“, schon als extremer Scharfmacher im Sinne von Pharmaindustrie und Globalismus zu Corona-Zeiten bekannt, überbot sich in Sachen NATO-Propaganda selbst. Um Russland für die Explosion am Gelände eines Kinderkrankenhauses verantwortlich zu machen, erfand man kurzerhand einen „umkehrenden Marschflugkörper“. Dass dies technisch völlig unmöglich ist, störte den Redakteur Stefan Schocher bei seiner Pflichtberichterstattung aus Kiew nicht.
Ein Kommentar von Willi Huber
DerStandard ist bekannt für einen sehr eigenwillig-schlagseitigen Journalismus und kampagnisiert auch gerne einmal gegen freie Medien, wenn sich ein Redakteur in seiner Ehre gekränkt fühlt. Dass das Blatt die vorgegebene Einheitsdenkweise zum Krieg in der Ukraine verfolgt, darf niemanden wesentlich überraschen. Die intellektuelle Qualität der Veröffentlichungen nimmt inzwischen abenteuerliche Dimensionen an. So verbreitete Herr Stefan Schocher unter dem boulevardesken Titel „Überall Staub, Trümmerteile, Blut: Russland greift Kinderspital in der Ukraine an“ folgende Behauptung.
Der Marschflugkörper war bereits an Kiew vorbeigeflogen in Richtung Süden. Doch dann drehte er wieder um, flog nach Norden und steuert sein Ziel an: ein Kinderspital in Kiew. Und nicht irgendein Kinderspital. Sondern: das Kinderspital der Ukraine, die Klinik Okmadyt. Das Ziel war offenkundig bewusst ausgewählt worden.
Dabei handelt es sich klar ersichtlich um eine Form der Kriegspropaganda, welche aus den finstersten historischen Tagen stammen könnte. Der Russe ist ein Unmensch, er attackiert absichtlich Kinderkrankenhäuser und lässt seine Raketen zu diesem Zweck extra umkehren. Man fühlt sich ganz direkt an die Medienkampagne zur „Brutkastenlüge“ erinnert, mit welcher die USA den Einmarsch in den Irak rechtfertigten. Dieser PR-Stunt wurde damals von der Agentur Hill & Knowlton im Auftrag der Scharfmacher in der US-Regierung erdacht. Die Folge waren über eine Million Tote, darunter ein großer Teil Zivilisten.
Der Vorwurf, Russland habe ein Kinderkrankenhaus absichtlich attackiert, ist maximal dreckig, er dient der Dämonisierung und Entmenschlichung. Dabei würde ein solcher Angriff aus keiner Perspektive irgendeinen Sinn ergeben – denn wenn so ein Vorfall einen „Nutzen“ hat, dann für die Ukraine. Das weiß man auch in Russland. Weshalb sollte man einen außerordentlich teuren Marschflugkörper in ein Ziel steuern, das keinerlei militärischen Nutzen hat? Doch diese logische Überlegung könnte natürlich durch die gelungene Dämonisierung der Russen als seelenlose, unmenschliche Teufel gekontert werden. Was uns zur technischen Machbarkeit führt. Und diese ist schlichtweg nicht gegeben.
Um Kiew zu treffen, muss Russland eines von folgenden Waffensystemen einsetzen:
- Kalibr, im Unterschallbereich 980 km/h, im Überschallbereich (Endphase des Anflugs) 3.700 km/h schnell, mit einer Reichweite von bis zu 2.500 km.
- Kh-101/Kh-102, erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 980 km/h bei einer Reichweite von bis zu 5.500 km.
- Iskander-M, erreicht (am Papier) Geschwindigkeiten von bis zu 8.575 km/h, etwa 4.000 km/h wurden offenbar real von Gegnern der Russen gemessen. Die Reichweite beträgt mindestens 500 km.
Keine dieser Raketen ist technisch in der Lage, beim Anflug auf das Ziel zu wenden. Ein solches Verhalten war auch nie vorgesehen. Marschflugkörper sollen Ziele präzise treffen und ausschalten. Dazu benötigen sie folgende Flugfähigkeiten: Möglichst hohe Geschwindigkeit, um von der Abwehr nicht getroffen zu werden. Die Fähigkeit, den Kurs zu korrigieren, um das Ziel präzise zu treffen. Die Fähigkeit zu spontanen, unberechenbaren Kursänderungen, um der Abwehr zu entgehen. Für diese Manöver sind Kursänderungen von einigen Grad möglich – die maximale Abweichung wird für die Iskander-M angegeben, diese soll „Dutzende Grad“ abweichen können.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass Kursänderungen bei hoher Geschwindigkeit extreme Herausforderungen an das Material stellen – hier sind hohe G-Kräfte zu erwarten, die auch zu Schäden führen können und somit die Rakete zerstören würden. Diese G-Kräfte wären umso immenser, wenn man einen Marschflugkörper zu einer kompletten Wende (180 Grad, bei Frau Baerbock 360 Grad) zwingen würde. Wenn man annimmt, dass ein solcher Flugkörper bei einem Kurvenflug die fünffache Schwerkraft, also 5G aushalten könnte, würde ein solcher hypothetischer Wendekreis einen Radius von über 25 Kilometer benötigen.
Während dieser Wende wäre das Fluggerät tief über dem Feindgebiet permanent der Luftabwehr ausgesetzt. Die genannten Kalibr und Kh-101/Kh-102 Raketen sind auf G-Kräfte von 2 bis 3 G ausgelegt, dabei wäre der Wendekreis im Bereich von 60 km anzusiedeln. Für die Iskander-M ist eine Belastbarkeit von 20 bis 30 G vorgesehen – doch auch sie kann praktisch nicht wenden, da ein solches Manöver nicht vorgesehen ist. Zitat: „Die Fähigkeit zur Kurskorrektur ist eher dazu gedacht, die Genauigkeit zu verbessern und Störungen auszuweichen, nicht jedoch, um radikale Änderungen in der Flugrichtung vorzunehmen.“ Die geschätzten Kosten einer Iskander-M liegen bei 3-5 Millionen US-Dollar. Russland wird diese Summe kaum dazu investieren, um sich selbst propagandistisch massiv zu schaden. Diese Art Rakete wird dazu eingesetzt, um wertvolle Kriegsgüter des Gegners auszuschalten – ein kluger Militärstratege richtet mehr Schaden an, als der Einsatz der eigenen Waffe kostet.
Es gibt weltweit keinen Marschflugkörper, der für eine180-Grad Wendung konzipiert ist. Diese Art Manöver können beispielsweise Reaper-Drohnen der USA oder die Harop Loitering Munition durchführen – dabei handelt es sich aber weder um russische Systeme noch um Systeme, welche mit Marschflugkörpern vergleichbar sind.
Die einzige plausible Erklärung dafür, dass eine Rakete, die aus dem Westen kam, das Kinderkrankenhaus in Kiew traf, ist der Umstand, dass diese Rakete aus dem Westen abgefeuert wurde. Es muss sich folglich um eine Angriffsrakete oder eine Luftabwehrrakete der Ukraine handeln. Auf Fotos soll gut zu sehen sein, dass es sich um eine Abwehrrakete handelte, die wohl abstürzte oder sonst wie vom Kurs abkam.
Über die journalistische und intellektuelle Leistung des „Qualitätsmediums“ Standard urteilen Sie bitte selbst. Besonders hervorzuheben ist die Einordnung, es habe sich um einen „gezielten Angriff“ gehandelt, das Ziel sei „offenkundig ausgewählt worden“ – freilich ohne irgendwelche Anfragen beim russischen Militär zu tätigen oder dieses auch nur zu zitieren.