In der Politik wird nicht nur über eine Rückkehr zur Wehrpflicht, sondern auch über ein soziales Pflichtjahr für junge Menschen diskutiert. Die frühere Familienministerin Kristina Schröder (CDU) schlägt nun in einem kuriosen Meinungsartikel die Einführung eines verpflichtenden sozialen Jahres für Rentner vor: Bevor unsere Alten in Rente dürfen, sollen sie gefälligst im Flüchtlingsheim oder im Kindergarten aushelfen.
Im Jahr 2011 wurde die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt, es besteht die Möglichkeit ein freiwilliges soziales Jahr oder einen freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr abzuleisten. Im Zuge des Ukraine-Krieges wird verstärkt über die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert. Zudem wird über ein soziales Pflichtjahr, das alle jungen Menschen – es geht um die Generation Z, die in den 2000er-Jahren zur Welt gekommen ist – nach der Schule ableisten sollen, debattiert. Aber auch ein Pflichtjahr für Rentner, abzuleisten bei Beginn ihres Ruhestands, könnte in Betracht kommen.
Bereits im Jahr 2022 befürwortete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Einführung einer sozialen Pflichtzeit, nicht nur für Jugendliche und junge Erwachsene, sondern auch für ältere Menschen, mit dem Ziel, „den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ zu stärken. Nun wurde dieser Vorschlag von Kristina Schröder, die von 2009 bis 2013 Bundesfamilienministerin war, aufgegriffen.
„Wie wäre es, Ältere zum Beginn ihres Ruhestands zu einem Dienst an der Gesellschaft zu verpflichten? 20 Stunden pro Woche, mehr würde ich nicht verlangen. Vielleicht auch mit der Möglichkeit, diese Stunden in den Jahren zuvor kumulativ durch ehrenamtliches Engagement abzuleisten. In Schulen und Kindergärten, in der Flüchtlingshilfe, als Coach für Jüngere“, schreibt sie bei WELT.
Nach ihrer Ansicht haben die Älteren – gemeint ist die Babyboomer-Generation, die demnächst in Rente geht, – den Jüngeren eine ganze Reihe von ungelösten Probleme „vor die Füße gekippt“ -, dazu zählen fehlende Investitionen in die Infrastruktur, die Rente, die Energiepolitik und Probleme in der Migrationspolitik. Mit einem verpflichtendem Dienstjahr könne die ältere Generation „zumindest ein wenig zur Lösung der Probleme beitragen“. Schuld sind demnach also nicht unfähige Politiker, die gegen die Interessen der Bürger agierten, sondern der Souverän, der in Wahrheit längst nichts mehr zu melden hat.
Die angesprochenen Probleme spiegeln das Totalversagen der Politik, sowohl der Ampel- als auch der Merkel-Regierung (der Schröder angehörte) wider. Der Grund, warum Schröder der älteren Generation eine Mit- oder gar die Hauptschuld an den Missständen in Deutschland zuschiebt, erschließt sich aus ihrem Meinungsartikel nicht. Dass die Regierung sich konsequent über den Willen der Bevölkerung hinwegsetzt, ist nichts, was man nur Habeck und den anderen Ampelmännern vorwerfen könnte, sondern ebenso der Merkel-Regierung, die mit ihrem „Wir schaffen das!“ die Gesellschaft nachhaltig spaltete.
Schröders Vorschlag, ein Pflichtjahr für Rentner einzuführen, kann man nur als dreist bezeichnen. In der Regel hat die ältere Generation fleißig gearbeitet und kräftig Steuern und Abgaben bezahlt. Oftmals müssen Ruheständler weiterarbeiten, da ihre Rente zum Leben nicht ausreicht. Zudem übernehmen viele Senioren die Pflege oder Betreuung von Familienangehörigen. Rentner, die die Zeit dafür haben, engagieren sich schon jetzt oft ehrenamtlich – Dienst an der Gesellschaft sollte immer freiwillig sein. Die spalterische deutsche Politik sorgt dabei ohnehin ganz gezielt dafür, dass die Menschen sich auf ihren engsten Kreis besinnen und sich vermehrt aus der Gesellschaft ausklinken. Zwangsmaßnahmen werden hier nur (berechtigten) Hass und Zorn hervorrufen.