Sollten die Amerikaner tatsächlich Angriffe auf Ziele im Iran selbst durchführen, drohen Gegenschläge auf US-Territorium sowie auf US-Einrichtungen im Ausland. Die Welt steht damit kurz vor einem neuen umfangreichen Nahostkrieg, wie man ihn seit dem Irakkrieg nicht mehr gesehen hat. Wie kritisch ist die Lage?
Während kriegsgeile US-Politiker bereits dazu aufrufen, den Iran selbst für dessen Unterstützung von Stellvertretern wie der Hisbollah im Libanon, der Hamas in den Palästinensergebieten und der Ansar Allah (Huthis) im Jemen militärisch anzugreifen, weil diese immer wieder US-Truppen, israelisches Territorium bzw. zivile Handelsschiffe attackieren, kommt es zu weiteren eskalatorischen Schritten. Wir sehen ein geopolitisches Pulverfass, bei dem schon ein Funke ausreicht, um dieses zur Explosion zu bringen.
Denn nachdem auch US-Präsident Joe Biden (der seinem Amtsvorgänger Donald Trump übrigens vorwarf, einen Krieg gegen den Iran anzetteln zu wollen) und das Pentagon versprachen, eine „Antwort“ auf den tödlichen Angriff auf den US-Militärstützpunkt in Jordanien durchzuführen, kamen Warnungen aus Teheran. Die islamistische Führung im Iran drohte damit, mit Angriffen auf US-Einrichtungen im Nahen Osten und sogar auf US-Territorium reagieren zu wollen, sollten die Amerikaner den Iran selbst angreifen. Dies wäre ein direkter amerikanisch-iranischer Konflikt.
Die Islamische Republik bleibt damit in „höchster Alarmbereitschaft“, während im Irak eine der wichtigsten schiitischen Milizen, die für die Tötung von Amerikanern verantwortlich gemacht wird, Kataib Hisbollah, ankündigte, alle Operationen gegen US-Truppen und -Basen im Irak und in Syrien auszusetzen. „In der Erklärung geben wir die Aussetzung militärischer und sicherheitsrelevanter Operationen gegen die Besatzungstruppen bekannt“, sagte Kataib Hisbollah in der Erklärung. Die Gruppe gab an, dass dies größtenteils motiviert sei, um „keine Peinlichkeit für die irakische Regierung zu verursachen“. Die irakische Regierung hat kürzlich klargestellt, dass sie sofort den Abzug aller US- und westlichen Koalitionstruppen aus dem Land auf dauerhafter Basis sehen möchte.
Indessen hat die jemenitische Miliz Ansar Allah (Huthis) weiterhin Schiffe im Roten Meer mit Raketen beschossen. Darunter auch eine Anti-Schiffs-Rakete auf einen US-Zerstörer, der diese jedoch abfangen konnte. Dies gilt als Antwort auf britische und amerikanische Luftangriffe auf deren Stellungen im Jemen.
Allerdings stellt sich auch die Frage, ob sich die Vereinigten Staaten überhaupt einen langwierigen Nahostkrieg gegen den Iran und dessen Stellvertreter in der Region leisten können. Die seit rund zwei Jahren heißlaufende Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Munition hat die US-Bestände geleert und seit Monaten werden auch Waffen und Munition an Israel geliefert, um dessen Aktionen im Gazastreifen zu unterstützen. Der US-amerikanischen Rüstungsindustrie fehlt es an Kapazitäten, für genügend Nachschub zu sorgen.