Die Attacken der jemenitischen Huthis auf Frachtschiffe im Roten Meer sorgen für eine Umleitung über das Kap der Guten Hoffnung. Dies führt zu Verzögerungen und Engpässen – und sorgt damit auch für stark steigende Frachtpreise. Die globale Logistikkette ist wieder gestört.
Eigentlich sind die globalen Lieferketten recht eingespielte Systeme. Größere Überkapazitäten kann sich kein Seefrächter auf Dauer leisten, sodass die nun durch die kritische Lage im Roten Meer entstandenen Engpässe auch nicht so rasch behoben werden können. Denn die Verlängerung der Frachtrouten von Asien nach Europa über den Umweg des Kaps der Guten Hoffnung würde mehr Frachtschiffe verlangen. Doch diese sind weder verfügbar noch können diese in kurzer Zeit gebaut und bemannt werden.
Das Fachportal „FreightWaves“ berichtet nun darüber, dass die Disponenten weltweit bereits verzweifelt nach zusätzlichen Frachtkapazitäten suchen. Denn die etwa 3.000 bis 3.500 Seemeilen an zusätzlichem Transportweg durch die Umfahrung Afrikas lassen infolge der zusätzlichen Frachtzeiten (etwa zehn Tage zusätzlich) auch die Kapazitäten schwinden. Um das etwas genauer in Zahlen zu fassen: Von den chinesischen Häfen nach Rotterdam dauert die schnellste Verbindung (über das Rote Meer und den Suezkanal) etwa 27 bis 29 Tage und weist etwa 18.000 bis 20.000 Kilometer an Frachtweg auf. Um dieselbe Kapazität aufrechtzuerhalten, müssten nun statt drei eben vier solcher Frachtschiffe unterwegs sein.
Wie man also deutlich erkennt, wird das Ganze recht teuer. Wir haben kürzlich bereits darüber berichtet, dass die Frächter durch die Umfahrung Afrikas schon mit etwa einer Million Dollar allein an zusätzlichen Treibstoffkosten rechnen. Plus Extrakosten für Hafengebühren (Zwischenstopp) und Mannschaft. Und laut Freightwaves sind die Charter-Raten für große Containerschiffe seit Mitte Dezember bereits um rund ein Achtel gestiegen. Im Vergleich zu Januar 2019 liegen die Preise derzeit sogar um 28 Prozent höher.
Zwar gibt es noch (über die Belt and Road Initiative Chinas) die Möglichkeit von Landtransporten mittels Lastkraftwagen und sogar der Eisenbahn, doch diese sind wegen der Ukraine-Krise und den Spannungen mit Russland politisch eher unerwünscht. Dennoch haben laut einem Bericht bereits im letzten Jahr die Transportmengen per Schiene von China nach Europa und zurück deutlich zugelegt. Es ist zu erwarten, dass die aktuellen Entwicklungen im Roten Meer auch dort die Nachfrage weiter erhöhen, weil es einfach auch an Optionen mangelt – und der Transport per Schiene auch viel schneller ist.
Wie der Tweet oben übrigens zeigt, versuchen viele Seefrachter mittlerweile mittels Nachrichten von den Schiffen aus, den Huthis zu vermitteln, dass sie nichts mit Israel (oder auch den USA) zu tun haben. Damit versuchen sie, potenzielle Angriffe durch die vom Iran unterstützte jemenitische Miliz zu verhindern. Angesichts der anhaltenden Luftangriffe der US-geführten westlichen Koalition auf Huthi-Stützpunkte könnte es allerdings auch sein, dass sich diese nicht sonderlich darum scheren und sämtliche Handelsschiffe in der Region attackieren.