Mehrere Studien der letzten Jahre verdeutlichen, dass der Bau von großen Solarfarmen nicht unbedingt eine gute Idee ist. Diese können nämlich das globale Klima massivst und völlig unkontrollierbar beeinflussen. Die Klima-Zauberlehrlinge dürften damit also mehr Schaden als Nutzen verursachen.
Schon seit einigen Jahren werden immer wieder Ideen und Pläne veröffentlicht, in denen viele großflächige Solarfarmen in der Sahara und im Nahen Osten zur Produktion von „grünem“ Strom vorgeschlagen werden. Ganz abgesehen davon, dass solche Pläne auch Logistikprobleme (wie soll dieser Solarstrom über weite Strecken transportiert werden?) aufweisen, gibt es auch zusätzliche – negative – Auswirkungen auf das globale Klima. Denn die Zupflasterung von riesigen Flächen mit den schwarzen Solarpanelen wirkt sich – neben der Schaffung von regionalen Hitzeinseln – auch auf die Wolkenbildung aus.
Unter Benutzung aktueller und üblicher Modelle beispielsweise hat eine Gruppe von Wissenschaftlern bereits im Jahr 2020 eine Studie veröffentlicht, in der die klimatischen Auswirkungen von riesigen Solarfarmen in der Sahara beleuchtet werden. Das Ergebnis ihrer Berechnungen haben sie in ihrer Zusammenfassung (Hervorhebung durch uns) erklärt:
Photovoltaikanlagen im großen Maßstab, die über der Sahara-Wüste geplant sind, könnten den weltweiten Energiebedarf decken und gleichzeitig zu einem Anstieg von Regenfällen und Vegetationsbedeckung in der Region führen. Allerdings könnten nachteilige, fernwirkende Effekte aufgrund atmosphärischer Telekonnektionen die regionalen Vorteile aufheben. Wir verwenden modernste Simulationen von Erd-System-Modellen, um die globalen Auswirkungen von Solarfarmen in der Sahara zu bewerten. Unsere Ergebnisse deuten auf eine Umverteilung von Niederschlägen hin, die Dürren im Amazonasgebiet und Walddegradation verursacht. Zudem führt dies zu einem globalen Anstieg der Oberflächentemperatur und einem Rückgang von Meereis, insbesondere in der Arktis aufgrund verstärkten Transports von Wärme in polarer Richtung sowie einer nördlichen Ausdehnung laubabwerfender Wälder auf der Nordhalbkugel. Wir identifizieren auch eine reduzierte Variabilität des El Niño-Southern Oscillation und des Atlantic Niño sowie eine verstärkte Aktivität tropischer Wirbelstürme. Der Vergleich mit proxybasierten Rückschlüssen auf eine feuchtere und grünere Sahara vor etwa 6.000 Jahren scheint diese Ergebnisse zu unterstützen. Das Verständnis dieser Reaktionen im Erd-System liefert Erkenntnisse für die Standortauswahl bei einer massiven Nutzung von Solarenergie in den Wüsten der Welt.
Auch wenn die Wissenschaftler in einem wirklich gewaltigen Maßstab (20 Prozent der Sahara-Fläche als Solarfarm-Gebiet) rechneten, verdeutlichen sie damit, wie gravierend solche großflächigen Anlagen in das regionale und globale Klima eingreifen können. Ein aufschlussreicher Artikel bei „The Conversation“ nimmt dazu eine etwas ältere Studie aus dem Jahr 2018 her, die zu ähnlichen Schlüssen kommt. Dort schreiben die Autoren:
Eine Studie aus dem Jahr 2018 verwendete ein Klimamodell, um die Auswirkungen eines geringeren Albedos auf die Landfläche von Wüsten zu simulieren, die durch die Installation von massiven Solarfarmen verursacht werden. Das Albedo ist ein Maß dafür, wie gut Oberflächen Sonnenlicht reflektieren. Sand ist zum Beispiel viel reflektierender als ein Solarpanel und hat daher ein höheres Albedo.
Das Modell zeigte, dass, wenn die Größe der Solarfarm 20 % der Gesamtfläche der Sahara erreicht, dies einen Rückkopplungseffekt auslöst. Die von den dunkleren Solarpanelen emittierte Wärme (im Vergleich zum stark reflektierenden Wüstenboden) erzeugt einen steilen Temperaturunterschied zwischen dem Land und den umliegenden Ozeanen, der letztendlich den Luftdruck an der Oberfläche senkt und feuchte Luft aufsteigen und sich zu Regentropfen kondensieren lässt. Mit mehr Monsunregen wachsen Pflanzen, und die Wüste reflektiert weniger von der Sonnenenergie, da Vegetation Licht besser absorbiert als Sand und Erde. Sind mehr Pflanzen vorhanden, verdunstet auch mehr Wasser, was eine feuchtere Umgebung schafft und dazu führt, dass sich die Vegetation ausbreitet.
Doch auch dort stellten die Wissenschaftler negative klimatische Auswirkungen auf die Amazonasregion und das Kongobecken (beide beherbergen die wichtigsten Regenwälder der Welt) fest, da sich durch die Reorganisation der globalen Wind- und Ozeanströme die Niederschläge weiter nach Norden verlagern. Einer der Hauptautoren dieser Studien, Zhengyao Lu, veröffentlichte auf Basis der früheren Arbeiten kürzlich eine weitere Studie, in der er die Auswirkungen solcher Mega-Solarfarmen in der Sahara auf die Solarstromproduktion weltweit untersuchte. Auch hier stellten die Forscher gravierende Störungen durch veränderte Wettermuster fest. Lediglich dann, wenn die mit Solarpanelen zugepflasterten Flächen weniger als 5 Prozent der Gesamtfläche ausmachen, könnten negative klimatische Auswirkungen weitestgehend vermieden werden.
Diese Studien verdeutlichen damit ebenso, dass wir mit der Etablierung von großflächigen Solarfarmen stark in die Klimamuster eingreifen. Im Namen des angeblichen Klimaschutzes werden so womöglich tatsächliche Klimakatastrophen ausgelöst. Ist es das wert?
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