Eine neue Studie wirft ein interessantes Licht auf die frühe Enteisung der Antarktis vor Zehntausenden von Jahren: Diese begann nämlich schon zu einer Zeit, als das CO2 in der Atmosphäre auf einem extrem niedrigen Niveau lag. Auch dies widerlegt eine direkte Korrelation zwischen CO2-Level und Oberflächentemperaturen auf der Erde. Vielmehr bestätigt dies wieder einmal den Einfluss der Sonneneinstrahlung auf das globale Klima.
Vor etwa 21.000 bis 19.500 Jahren lag das atmosphärische CO2 mit rund 180 ppm auf einem sehr niedrigen Niveau und stieg seitdem an. Doch zu dieser Zeit hatte der Meereisrückgang von der maximalen Ausdehnung aus bereits rund die Hälfte seines gesamten bis heute stattgefundenen Rückgangs vollzogen, so eine neue Studie. Darin heißt es:
„Unabhängige Belege sprechen dafür, dass frühe Meereis- und Oberflächenozeanveränderungen im Südpolarmeer bereits vor etwa 19.500 Jahren begannen (mit Anzeichen eines sommerlichen Meereisrückgangs in unserer Rekonstruktion bereits vor etwa 21.000 Jahren) und daher (zumindest ) etwa 2.000 Jahre vor großen deglazialen Veränderungen der globalen Ozeanzirkulation, des Klimas und des atmosphärischen CO2.“
Zurückzuführen sei dies auf die Zunahme der Sonneneinstrahlung bei 65° Süd. So erklären die Wissenschaftler in der Studie weiter: „Dieser frühe Anstieg der lokalen integrierten Sommersonneneinstrahlung bei 65° S, der unabhängig vom Längengrad ist, könnte somit genug Energie geliefert haben, um das Schmelzen der fast ganzjährigen Meereisdecke im Spätglazial einzuleiten.“
Die Verzögerung im Jahrtausendmaßstab deutet damit nicht nur darauf hin, dass CO2 kein bestimmender Faktor für den Rückgang des antarktischen Meereises war, sondern auch, dass der Rückgang des Meereises der Faktor gewesen sein könnte, der nacheinander die Erwärmung der Antarktis und den CO2-Anstieg auslöste. „Unsere Ergebnisse untermauern die entscheidende Rolle von Veränderungen in der Meereisbedeckung der Antarktis, die zum Umkippen des Südpolarmeeres, dem atmosphärischen CO2 und dem antarktischen Klima beim letzten glazialen-interglazialen Übergang beitragen und diese möglicherweise auslösen“, so die Wissenschaftler dazu.
Das heißt: Innerhalb von rund 5.800 Jahren (und zwar im Zeitraum von vor etwa 17.500 bis 11.700 Jahren) gab es im antarktischen Raum einen Temperaturanstieg von etwa acht Grad Celsius. Doch dieser fand bereits zwei Jahrtausende seinen Anfang, bevor das CO2-Level um etwa 80 ppm anstieg. Man könnte es auch so ausdrücken, dass die Erwärmung und Enteisung zu mehr aktivem Leben führte und dadurch auch das CO2-Niveau in der Atmosphäre über all die Zeit hinweg anstieg. Denn das Kohlendioxid ist auch ein Produkt des organischen (vor allem tierischen) Lebens und ein Nahrungsmittel für die Pflanzen (Photosynthese).