Das Interview mit HKCM ist mehr als eine kleine Sensation. Einer der ehemals höchsten Militärkommandeure der NATO, Harald Kujat, spricht Klartext. Die Offensive ist gescheitert, Russlands Armee arbeitet präzise und effektiv. Die Verluste sind immens – und liest man zwischen den Zeilen, dann sind sie auch sinnlose Vergeudung von Menschenleben. Frieden wäre immer möglich gewesen, Russlands Präsident hat dies immer und immer wieder angeboten.
Harald Kujat (81) ist ein deutscher General a. D. der Luftwaffe. Er war von 2000 bis 2002 der 13. Generalinspekteur der Bundeswehr und von 2002 bis 2005 Vorsitzender des NATO-Militärausschusses, der obersten militärischen Instanz der NATO – und somit militärischer Oberbefehlshaber. Es ist kaum vorstellbar, einen Interviewpartner zu finden, dessen Wort in dieser Sache mehr Kompetenz und Gewicht hat. Die Lagebeurteilung Kujats steht in totalem Widerspruch zu jener der Mainstream-Medien, an denen er auch entsprechende Kritik übt.
In dem ausführlichen Interview äußerte sich Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und ehemaliger Vorsitzender des NATO-Militärausschusses, kritisch über die aktuelle westliche Politik im Umgang mit dem Krieg in der Ukraine. Kujat, der als ranghöchster Soldat Deutschlands und als Leiter des Planungsstabes des Bundesverteidigungsministeriums tiefgreifende Einblicke in die militärische Struktur der NATO hatte, zeigte sich enttäuscht über das, was er als mangelnde Kompetenz und Ignoranz in der deutschen Politik beschreibt. Historische Lehren würden missachtet.
Er betonte, dass die Eskalationsbereitschaft und das scheinbare Unverständnis für die Gefahren einer Ausweitung des Konflikts in der Ukraine problematisch seien. Kujat argumentierte, dass die Politik seit dem letzten Regierungswechsel in Deutschland mit Fanatismus betrieben werde, ohne die Konsequenzen für die ukrainische Bevölkerung oder das eigene Land zu bedenken.
Der General a.D. reflektiert über die verpassten Gelegenheiten, den Krieg in der Ukraine zu verhindern. Er verweist auf die russischen Sicherheitsbedenken, die im Dezember 2021 in einem Forderungskatalog an die USA und die NATO adressiert wurden, und kritisiert die westliche Reaktion darauf. Kujat ist der Meinung, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesen Forderungen und eine diplomatische Deeskalation den Konflikt hätten vermeiden können.
Der ehemalige NATO-General analysiert die militärische Lage in der Ukraine und beschreibt die asymmetrische Kriegsführung zwischen den ukrainischen und russischen Streitkräften. Er hebt die hohen Verluste der ukrainischen Armee hervor und erläutert die strategische Defensive Russlands, die darauf abzielt, die ukrainischen Kräfte zu schwächen, anstatt Gebiete um jeden Preis zu halten. Er spekulierte über mögliche russische Militärziele, einschließlich der Konsolidierung ihrer Positionen und der Einnahme von Odessa, um einen Korridor zur transnistrischen Region zu schaffen. Es ginge den Russen um die totale Vernichtung der ukrainischen Verteidigungsfähigkeit. Aufgrund der Verluste wäre es den Ukrainern auch unmöglich, das westliche Militärmaterial so effektiv einzusetzen, wie es notwendig wäre – dies zu erlernen würde zum Teil Jahrzehnte dauern.
Kujat kritisiert die Darstellung des Konflikts in den westlichen Medien und betont, dass die Berichterstattung oft ein verzerrtes Bild von der Bereitschaft Russlands zu Friedensverhandlungen zeichnet. Er stellt klar, dass es wiederholt Angebote von russischer Seite gab, die jedoch vom Westen abgelehnt wurden.
Abschließend spricht Kujat über die aktuellen Möglichkeiten für Friedensverhandlungen und betont, dass die Entscheidung dazu nicht in Kiew, sondern in Washington fallen müsse. Er sieht Chancen für eine Deeskalation des Konflikts, insbesondere während der Schlammperiode in der Ukraine, die eine militärische Offensive erschwert.