Mediales Framing – oder: Wo ein verurteilter Ex-Nazi auftaucht, sind Neo-Nazis drin?

Symbolbild - Framing; (C) Report24.news

Kaum ein Demonstrant hat durch seine bloße Anwesenheit bei Veranstaltungen der letzten drei Jahre in Österreich so massive Wirkungen erreicht, wie ein verurteilter Ex-Nazi, der in Österreich als Holocaust-Leugner bekannt und verurteilt wurde. Ob in Wien oder in Steyr: Sein Auftreten bei Kundgebungen wurde registriert, medial verwertet und führte zu den entsprechenden und vom Mainstream gewünschten Reaktionen. Corona-Demos konnten mit dem Stigma des „Neo-Nazi-Auflaufs“ versehen werden, die Teilnehmerzahlen gingen zurück, weil sich Herr und Frau Durchschnitts-Demonstrant vor einem Nazi-Framing fürchteten.

Ein Gastartikel von Andrea Drescher

Selbstverständlich hat jeder Mensch ein Recht zur Teilnahme an Demonstrationen. Das steht außer Frage. Auch Menschen, die verurteilt wurden und die ihre Strafe abgesessen haben, sind nicht weiter zu behelligen. Solange sich diese Menschen nichts zu Schulde kommen lassen, sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Allerdings muss man sich fragen, ob diesen Menschen wirklich an den Demonstrationen gelegen war und ist, oder ob andere Gründe für das Erscheinen eine Rolle spielen?

Wenn man weiß, dass die eigene Person zu einem Nachteil für eine Veranstaltung führt, die einem wichtig ist, bleibt man doch selbstverständlich dieser Veranstaltung fern, um eben diesen Schaden zu vermeiden. Ein Demonstrant mehr oder weniger macht auf den ganzen Demo-Zug betrachtet, keinen Unterschied. Ein verurteilter Ex-Neo-Nazi mehr oder weniger macht jedoch einen erheblichen Unterschied – zumindest darin, wie er medial ausgeschlachtet werden kann und wurde.

Man kann annehmen, dass die Wirkung derartiger Auftritte bei Veranstaltungen inzwischen wohl bekannt sind. Darum muss man sich die Frage stellen, warum es immer wieder zu solchen Auftritten kommt? Ist das ein reines Ego-Spiel oder stecken Strukturen dahinter, die ein Interesse daran haben, den berechtigten Widerstand der Maßnahmenkritiker und Neutralitätsanhänger ins „Nazi-Eck“ zu positionieren?

Cui bono – wem nutzt es?

Diese Frage muss nicht nur erlaubt sein, sie muss dringend beantwortet werden. Denn am 19. August gab es aus eben dieser Ecke wieder einen öffentlichen Auftritt. Eine Veranstaltung in der Nähe von Graz, bei der zahlreiche namhafte Systemkritiker – darunter auch namhafte, maßnahmenkritische Ärzte – auf der Bühne sprachen, wurde von einem Herren moderiert, der nur mit Vornamen vorgestellt wurde. Die Überraschung war für viele groß, als am Ende des Abends bekannt gegeben wurde, um wen es sich in diesem Fall handelt.

Die Veranstaltung wurde mitgefilmt und „ganz überraschend“ erschien gestern, am 27. August, der erste Mitschnitt in der Öffentlichkeit durch die Antifa-Gruppe „AFA Steyr“.

In diesem selbst zusammengeschnittenen Film wurde zunächst die Hitler-Jugend vorgestellt, anschließend die Neo-Nazi-Vergangenheit des Moderators mit alten Video-Ausschnitten dokumentiert, der letztlich aufgrund seiner politischen Aktivitäten zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurde.

Und dann wurden seine heutigen „Freunde“ vorgestellt, also in Kontext mit seinen früheren Taten gestellt.

Nach und nach kommen in dem Video als Ausschnitt bekannte Sprecher auf die Bühne: Unter anderem Dr. Maria Hubmer-Mogg, Dr. Bernhard Strehl oder Konstantin Haslauer – um nur einige zu nennen – immer mit dem Moderator im Hintergrund. Ob jedem der Sprecher bewusst war, wer dort für die Anmoderation zuständig war, ist stark zu bezweifeln. Einige Besucher fühlen sich im Gegenteil über den Tisch gezogen und hintergangen.

„Wir wussten nicht, wer da moderiert“

Dr. Hubmer Mogg sagte dazu: Man hätte mich nach dem Event an einem Lügendetektor anschließen können und mich fragen können: Frau Doktor, ist Ihnen bewusst, wer sie anmoderiert hat. Und ich hätte gesagt Nein. Und der Detektor hätte bestätigt, dass ich die Wahrheit sage. Ich hatte gesagt, ich komme gerne zum Event, weil ich davon ausging, dass Günter Koller selbst moderiert. Da viel mehr kamen als erwartet, hat er die Moderation abgegeben.

Wenn es im Vorfeld bekannt gewesen wäre, hätte ich diese Veranstaltung nicht besucht, da ich mit diesem Menschen nichts zu tun haben möchte. Es war offensichtlich eine Falle, in die wir gelockt wurden. Wer da wirklich dahinter steckt, kann ich nicht sagen.

Ich war nie politisch gebunden, habe mich von jeder Parteipolitik erfolgreich ferngehalten. Ich muss leider davon ausgehen, dass es solche Zufälle nicht geben kann. Ich gelte für ein gewisses Aktivistenlager als zu friedlich und zu diplomatisch. Das ist manchen wohl ein Dorn im Auge.

Damit ist „zufällig“ sowohl unsere Veranstaltung am 1.10 gegen die WHO als auch meine Kandidatur zur EU-Wahl diskreditiert.

Dr. Bernhard Strehl war auch nicht darüber informiert worden, von dem er anmoderiert wurde:

„Erst als Monika Donner den Namen erwähnte, wurde mir die Anwesenheit dieses Herren bewusst. Es war mehr als überraschend für mich. Was mir aufgefallen ist: Das Video wurde so aufgenommen, dass jeder Sprecher diesen Protagonisten direkt neben sich hatte. Als ich das sah, dachte ich sofort, dass es kein Zufall gewesen sein kann. Jeder Mensch ist jetzt durch den Moderator entsprechend ge-framed.

Der Veranstalter hat mir gesagt, dass er nicht gewusst hat, wer der Moderator ist. Der hatte sich wohl selbst angeboten. Wer diesen Herren zu der Veranstaltung gebracht hat, weiß ich nicht. Wer da was wie eingefädelt hat, ist mir völlig unklar. Sind wirklich alle so dumm gewesen? Das Video-Material ist ja gleich bei den Richtigen gelandet – Zufall kann das keiner gewesen sein.

Das wurde unglaublich gut inszeniert. Wer das getan hat, wer dafür instrumentalisiert wurde, weiß ich nicht. Wäre mir bewusst gewesen, wer da moderiert, wäre ich nie dort aufgekreuzt. Die Keule ist jetzt in der Hand unserer Gegner.“

Günter Koller, dem Organisator der Veranstaltung, wurde es enorm unwohl, als er erfuhr, um wen es sich bei dem Moderator gehandelt hat:

„Das war am nächsten Tag als mich mehrere Teilnehmer anriefen und fragten, warum er auf der Bühne war. Da bin ich aus allen Wolken gefallen. Ich habe dann erst mal gegoogelt und war geschreckt, was da alles angezeigt wurde. Ich kannte ihn nicht, ich kannte nicht mal seinen Namen. Er hat sich mit Vornamen vorgestellt und gesagt, er sei schon ewig in der Schwurbelszene. Und dann hat er sich als professioneller Moderator angeboten. Ursprünglich hätte ich das ja gemacht, aber ich war dankbar, dass es mir jemand abgenommen hat. Ich hatte enorm viel um die Ohren. Wir hatten mit 150 Teilnehmern gerechnet und es waren zwischen 800 und 900 Menschen da. Darum habe ich das Angebot gern angenommen.

Mit Rechts oder Rechtsaußen habe ich sicher nichts zu tun, auch wenn wir Maßnahmenkritiker so genannt werden. Einen verurteilten Holcocaust-Leugner hätte ich nicht auf die Bühne gelassen.  Wieso er dabei war, weiß ich nicht. Er stand auf einmal neben mir und das war es. Echt arg, das so was passiert ist.“

Konstantin Haslauer nimmt das Ganze gelassen

Ich wurde eingeladen, wusste aber nicht mal sicher, dass ich dort spreche. Ich kannte den Herren nur namentlich, hatte nie ein Foto gesehen und kannte bis dato auch keine Inhalte, die er verbreitet hat. Auch wusste ich nicht, wer mich da anmoderiert. Es ist für mich spannend, dass ich auf diese Art und Weise medial in Szene gesetzt werde und erneut ein Framing versucht wird. Herr Küssel hat seine Haftstrafe abgesessen und sollte in der Gesellschaft jetzt rehabilitiert sein und werden. Er kann also jegliche Veranstaltung besuchen und mitorganisieren. Mich wird man dann vermutlich auch als Neo-Nazi framen –aber das stimmt ja überhaupt nicht. Ich stehe ja komplett für das Gegenteil.

Wenn jemand kriminell agiert, muss man das ahnden. Ich bin weder Polizist noch Richter, daher steht es mir nicht zu, über ihn als Mensch zu urteilen!

Ich wünsche mir, dass wir endlich aufhören mit der Ausgrenzung, mit der Spaltung, mit der Einteilung nach links oder rechts oder der Vorverurteilung von Menschen, ohne ihren Weg persönlich zu kennen!

Pfarrer Preiss, einer der katholischen Pfarrer, der das Christentum auch während der Corona-Zeit ernst genommen und sich für Ungeimpfte eingesetzt hat, ist ebenfalls betroffen:

„Ich habe den Moderator nicht gekannt, wusste gar nicht, wer das ist. Wir wurden da offensichtlich gelinkt, selbst der Organisator hat es ja nicht gewusst. Hätte ich das im Vorfeld erfahren, hätte ich sofort abgesagt. Für mich gibt es klare Linien, die ich nicht überschreite. Ich habe bei einem Vortrag einmal Vera Sharav zitiert, die darauf hingewiesen hat, dass alles mit Diffamierung begonnen hat. Ich will mich derartigen Diffamierungen nicht aussetzen, würde daher nie an solch einer Veranstaltung teilnehmen. Ich weiß nicht, woher das gekommen ist – konnte es bis jetzt nicht eruieren.

Da ungeahnt viele Menschen dort waren, empfand ich die Veranstaltung als sehr laut und hielt mich im Hintergrund auf. Als ich anmoderiert wurde, habe ich eine Fürbitte zitiert, die darauf abzielt, zu freiem Denken und Handeln anzuregen, damit die Menschen ihre Grundrechte wahrnehmen. Ich bin dann recht früh nach Hause gegangen und habe erst am nächsten Tag durch einen Freund mitbekommen, wer da auf der Bühne stand. Ich hoffe, das wird jetzt nicht gegen mich verwendet, aber wenn, dann war es ein Fehler durch Unwissenheit.“

Ein Sachverhalt, der nun ausgeschlachtet wird

Dies sind die Stimmen von mehreren Hundert Teilnehmern, von denen laut einer Besucherin kaum jemand wusste, wer dort auf der Bühne stand. Sie selbst hatte den Moderator im Laufe des Abends erkannt und war äußerst verwundert, ihn in dieser Rolle zu sehen. Die Besucherin kontaktierte TKP und Report sofort nach der Veranstaltung, da sie davon ausging, dass man die Videos zu einem geeigneten Zeitpunkt nutzen werde, um die Sprecher zu diskreditieren.

Das Video der Antifa, das sämtliche Sprecher jetzt so hinstellt, als ob sie mit dem Moderator persönlich befreundet sind, bestätigt ihre Annahme. Überraschend kam für uns in der Redaktion die Veröffentlichung wirklich nicht, sie war vielmehr eine Frage der Zeit.

Ob Verfassungsschutz oder radikale Aktivisten – es „stinkt“ gewaltig nach einer Falle, die verschiedenen maßnahmenkritischen Menschen gestellt wurde.

Daher abschließend erneut die Frage: Cui bono? Wer hat einen Nutzen von diesem Auftritt?


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